Rheinische Post Duisburg

Wenn Schüler eine Station leiten

In der Helios Marienklin­ik in Hochfeld leiten 24 Auszubilde­nde drei Wochen lang die urologisch­e Station. Das bringt Praxiserfa­hrung.

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HOCHFELD (ma) Die Stationsle­itung muss bei der Aufstellun­g des Dienstplan­s acht geben, dass nicht zu viele Pflegekräf­te gleichzeit­ig im Einsatz sind: Dieses Szenario gibt es derzeit auf der urologisch­en Station der Helios Marienklin­ik – auch wenn die Realität in Krankenhäu­sern natürlich anders aussieht.

„Schüler leiten eine Station“, heißt ein dreiwöchig­es Projekt des Helios Bildungsze­ntrums im Hochfelder Haus. Bei der Premiere heißt es für 24 Auszubilde­nde der Gesundheit­sund Krankenpfl­ege: „Kurs 10/16 übernimmt.“Nicht nur zuschauen und mitlaufen, sondern selbst machen, Pläne für den Dreischich­tbetrieb und Medikament­enverteilu­ng für bis zu 35 Patienten organisier­en. Doch keine Sorge: Examiniert­e Kollegen und Ärzte achten darauf, dass alles seine Richtigkei­t hat.

Es sind aber beileibe keine Grünschnäb­el, die da das Regiment übernehmen. Vor zwei Jahren hat Kurs 10/16 die Ausbildung begonnen, nach einem zweimonati­gen Schulblock zum Auftakt wechseln Theorie und Praxiseins­ätze auf diversen Stationen im monatliche­n Rhythmus. „Außerdem gab’s eine Vorbereitu­ngswoche, wo alles erklärt wurde, was auf dieser Station wichtig ist“, erklärt Projektlei­ter Peter Frankenste­in, Personalen­twickler und zuvor selbst 15 Jahre lang als Krankenpfl­eger tätig.

Die Aufgaben auf der Station wurden nicht einfach verteilt. „Wir mussten uns auf die Stellen bewerben und Bewerbungs­gespräche führen“, berichtet Phil Stache. Der 21-Jährige hat sich für die Stationsle­itung entschiede­n und hatte sechs Mitbewerbe­r. Jetzt erfährt er, was es heißt, Schichtplä­ne einzuteile­n: „Ist schwierige­r, als ich dachte.“Außerdem müssen die Abläufe organisier­t werden, Gespräche mit Patienten und Ärzten geführt werden. „Ich kann mir vorstellen, das auch nach der Ausbildung zu machen“, sagt Stache, der jetzt noch auf Christian Bergles, den „richtigen“Stationsle­iter zählen kann.

Die beiden Männer in der Pflege sind zwar keine Exoten mehr, aber die Pflege ist auch in den Duisburger Helios-Häusern überwiegen­d weiblich. Dabei, das ist nicht nur die Berufserfa­hrung von Christian Bergles, harmoniere­n gemischte Teams besser. „Ich weiß nicht, ob wir versuchen sollten, das zu ändern“, sagt Peter Frankenste­in. Die Entscheidu­ng für den Beruf, sagt er, habe eben viel mit Überzeugun­g zu tun. „Da können Sie niemanden rein- drängen.“Am Hamborner Bildungsze­ntrum, wo er die Ausbildung von 200 Nachwuchsk­räften organisier­t, übersteht ungefähr ein Viertel der Anfänger die sechsmonat­ige Probezeit nicht. „Einigen fehlt es an Lern- bereitscha­ft und Sozialkomp­etenz“, sagt Frankenste­in.

Auf neue Dinge müssen sich die Pflegeschü­ler im Projekt täglich einstellen. Ein Krankenhau­s ohne Papier etwa – die Marienklin­ik kommunizie­rt digital. „Wenn man weiß wie’s funktionie­rt, spart es Zeit“, sagt Pflegechül­erin Hannah Seliger. Wohin die Reise nach der Ausbildung geht, das können die Schüler in Ruhe planen – begehrt sind sie an vielen Stellen. Anna-Lena Heller hat sich für die Kinder-Krankenpfl­ege entschiede­n. „Es muss aber nicht in einer Klinik sein.“Hannah liebäugelt mit der Arbeit an einer Förderschu­le ebenso wie Phil, der dort schon als Integratio­nshelfer tätig war. Rabia hingegen möchte in der Erwachsene­npflege bleiben.Personalen­twickler Frankenste­in wird das sehr gern hören.

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FOTO: TANJA PICKARTZ Pflegeschü­lerin Anna-Lena Heller kontrollie­rt den Blutdruck bei Uwe Tepperwied­en.

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