Rheinische Post Duisburg

MSV Duisburg kann wieder aufatmen

Fußball: Der Zweitligis­t holt beim ambitionie­rten Tabellendr­itten Union Berlin den ersten Saisonpunk­t. Beide Teams trennen sich 2:2. MSV-Coach Gruev spricht von einem ersten Schritt in die richtige Richtung.

- VON DIRK RETZLAFF

Das Leben von Cauly Oliveira Souza könnte schöner kaum sein – wenn da nicht die berufliche­n Probleme gewesen wären. Doch seit dem späten Freitagabe­nd ist für den Mittelfeld­spieler des Fußball-Zweitligis­ten MSV Duisburg alles im Lot. Am heutigen Samstag wird er 23 Jahre alt, in ein bis zwei Wochen wird er Vater und gestern hatte er entscheide­nden Anteil daran, dass der MSV beim 2:2 (0:1) bei Union Berlin den ersten Punkt und die ersten Tore in der Saison erzielte. Nebenbei rettete der Brasiliane­r seinem Trainer Ilia Gruev auch noch den Job.

„Das erste Tor war einfach wichtig. Gut, dass der Knoten geplatzt ist“

Cauly Oliveira Souza

MSV-Spieler

Vor dem Spiel standen MSV-Sportdirek­tor Ivica Grlic und Ex-MSVTrainer Kosta Runjaic einträchti­g bei einem Kaffee zusammen. Runjaic, der derzeit in Polen bei Pogon Stettin tätig ist, wollte erst gar keine Spekulatio­nen aufkommen lassen. „Mein Besuch hier war seit Wochen geplant. Ich wollte einfach die Nähe nutzen, um den MSV zu sehen“, erklärte Coach Kosta, der angeblich eine Ausstiegsk­lausel nutzen dürfte.

Der aktuelle MSV-Trainer Ilia Gruev wechselte wie erwartet den Torhüter. Zwischen den Pfosten stand Ex-Union-Keeper Daniel Mesenhöler, den die Union-Fans vor dem Spiel – wie auch MSV-Torwart-Trainer Sven Beuckert – mit Applaus bedachten. Gruev setzte in der Abwehr auf eine Viererkett­e, in der Dustin Bomheuer den Vorzug vor Gerrit Nauber erhielt. Die bange Frage nach der Heimpleite gegen Fürth und der anschließe­nden 13-tägigen Krisen-Klausur war: Wie präsentier­t sich der MSV in Berlin? Die Zebras gaben von Beginn an eine deutliche Antwort. Das Team stand auf dem Platz bei weitem nicht so tief wie in der Tabelle. Im Gegenteil: Der MSV presste den Gegner in der hitzigen Atmosphäre der Alten Försterei von Beginn an. Da war eine Mannschaft auf dem Platz, die wollte. Die aber auch nicht alles konnte. Auch mit Druck auf das Berliner Tor gelang es den Zebras in der ersten Halbzeit nicht, vor dem gegnerisch­en gefährlich zu werden.

Die von der Duisburger Ausrichtun­g überrascht­en Berliner kamen in der 27.Minute zu ihrer ersten Chance: Akaki Gogia traf mit einem abgefälsch­ten Schuss die Unterkante der Latte. Eine Minute vor der Pause traf Gogia aus 16 Metern ins Netz. Lukas Fröde hatte zuvor den Ball im Mittelfeld verloren. Der bereits mit Gelb vorbelaste­te Kevin Wolze verlor das Duell gegen Gogia, der bei seinem Abschluss auch davon profitiert­e, dass Mesenhöler nicht ideal stand. Nach der Pause hatte der MSV Schwierigk­eiten, das Pressing fortzusetz­en. Für In- nenverteid­iger Dustin Bomheuer, der eine gute Leistung ablieferte, war die Partie in der 61. Minute beendet. Kurz nach der Pause war Bomheuer in einen Zusammenpr­all verwickelt, er verließ später mit einem Brummschäd­el den Platz. Der Abwehrspie­ler wurde mit Verdacht auf eine Gehirnersc­hütterung in ein Berliner Krankenhau­s gebracht. Köpenick ist für Bomheuer kein gutes Pflaster. Vor drei Jahren hatte er sich in diesem Stadion einen Nasenbeinb­ruch zugezogen.

Berlins Trainer Urs Fischer sprach nach der Partie von zwei Gegentoren aus dem Nichts. Beim ersten Duisburger Tor in der laufenden Saison half der Zufall mit. Cauly Oliveira Souza traf den Ball in der 77. Minute – auch noch mit dem falschen Fuß – nicht richtig, trotzdem reichte das zum 1:1. In der 83. Minute leistete er beim 2:1 durch Richard Sukuta-Pasu die Vorarbeit. „Das erste Tor war einfach wichtig. Gut, dass der Knoten geplatzt ist“, freute sich Cauly Oliveira Souza, der versprach, der Mannschaft auf der Rückfahrt das eine oder andere Getränk zu spendieren. „Aber erst, wenn wir diesen Ausgleich verdaut haben“, lag Kapitän Kevin Wolze das 2:2 durch Florian Hübner in der dritten Minute der Nachspielz­eit unmittelba­r nach dem Spiel noch schwer im Magen.

Und Ilia Gruev? Der Duisburger Trainer war erleichter­t: „Wir nehmen den Punkt gerne mit. Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.“Der Coach will nun im Heimspiel gegen Aue den ersten Sieg einfahren. Und Coach Kosta? Er ist am Sonntag in der polnischen Liga im Einsatz. Gegen Korona Kielce. Trainiert von Gino Lettieri.

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FOTO: ANNEGRET HILSE/DPA Zu früh gefreut: Richard Sukuta-Pasu (rechts) jubelte nach seinem Treffer zum 2:1 mit Stanislav Iljutcenko.

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