„Politik ist sexy – nur die Politiker nicht unbedingt“
RHEINHAUSEN (lw) Politik im Pott ist eine ernste Angelegenheit? Nicht immer. Man kann’s auch mit Humor nehmen. Und der Humor ist nicht gerade zimperlich und klappt ohne viel Klimbim. Das bewies am Mittwochabend das „Kabarett für’n Hut“in der Bezirksbibliothek Rheinhausen. Die beliebte Veranstaltungsreihe startete in die zweite Jahreshälfte. Gastgeber und Kabarettist Matthias Reuter begrüßte und 100 Besucher. Neben ihm waren Polit-Kabarettist Benjamin Eisenberg sowie das Duo „Onkel Fisch“, bestehend aus Adrian Engels und Markus Riedinger am Start.
Den Anfang machte der Oberhausener Reuter. „Zeigt mal euren berühmten Rheinhausener Applaus“, eröffnete der Klavier-Kabarettist den Abend. Seit zehn Jahren ist er im Dienste der Ruhrgebietssatire in Bibliotheken unterwegs. Und hat erkannt: „Kleinkunst ist, wenn Sie es verstehen. Große Kunst hängt an den Wänden.“Er selbst staunt bisweilen nicht schlecht über die uralten Gemälde: „Dat Ding muss sauschwer sein, die haben dat mit fünf Dübeln hingehangen.“Just philosophierte Reuter weiter. Etwa über Horst Seehofer, der – ähnlich einem Hund beim Gassi gehen – in jedem Interview „etwas Kleines“hinterlässt. Und auch die Innenstädte nahm er in die Mangel: „Vielleicht sollte das Chinarestaurant nicht in die ehemalige Hundeschule ziehen.“Am Keyboard ging es dann um überschwängliche Liebe: „Wenn Gauland mit Flüchtlingshelfern Gospel singt und es eine Schalke-Nacht für Dortmund-Fans gibt, weißt du: In Deutschland ist bundesweiter Hassausfall.“
Auch für Polit-Kabarettisten Eisenberg ist der Hass nicht immer zu ertragen, „aber als Kabarettist freut es mich“. Klar, denn die Realität bietet genügend Satire: Donald Trump mit orangener Föhnfrisur. Oder allein schon der Gedanke, dass Lothar Matthäus Familienminister wird. Sichtlich heiter-erschrocken über jene bizarren Gedanken amüsierte sich das Publikum köstlich. „Wir reichen uns jetzt alle die Hände“, sagte Eisenberg. Erstaunt blickten die Zuschauer ihre Sitznachbarn an. „Sehen Sie, das ist das Gefühl der großen Koalition bei Verhandlungen: Wir haben uns alle lieb.“
Besonders lieb haben Onkel Fisch ihr Satire-Objekt: die Politiker. In schwarzen Anzügen und mit Ukulele im Arm betrat das Duo die Bühne. „Politik ist sexy, nur die Politiker nicht unbedingt“, stellten die beiden fest. „Chemnitzer Street-Food-Festivals bieten nur noch braune Soße an“, sagten die beiden und spielten Genießer Rainer Calmund und TVKoch Tim Mälzer nach. Obstsalat schmeckt nur mit Mango und Kokos, nicht aber nur mit Kartoffeln. „Deshalb braucht’s eine Burger-Bewegung“, stellten Adrian und Markus fest. Die Zuschauer quittierten den gelungenen Abend mit tosendem Applaus.