Rheinische Post Duisburg

Vom Dealertref­f zum Vorzeigepa­rk

An kaum einer anderen öffentlich­en Grünf läche prallen Anspruch und Wirklichke­it so aufeinande­r wie am Kantpark. Vom Drogenumsc­hlagplatz zur innerstädt­ischen Erholungs-, Kultur- und Spielstätt­e – das ist das Ziel. Mit der Eröffnung des Spielplatz­es am Fre

- VON MIKE MICHEL

Eigentlich sollte der Kantpark mit seiner Skulpturen­ausstellun­g und seiner Nähe zum Lehmbruck-Museum, der Cubus Kunsthalle sowie dem Museum DKM ein wichtiger Kulturstan­dort für ganz NRW sein – so der Wunsch der Stadt. Doch wie sah es lange wirklich aus? Viele uneinsicht­ige Ecken begünstigt­en es, dass der Park zum Drogenumsc­hlagplatz verkam, hier wurde gekifft, gedealt und gespritzt – in aller Öffentlich­keit, fast mitten in der Stadt. Im Dunkeln trauten sich viele Normalbürg­er gar nicht erst ins Innere der Grünanlage. Die Polizei ist auch jetzt noch regelmäßig zur Stelle und kontrollie­rt die Szene.

Erst Ende August gab es eine größere Kontrollak­tion. Die Bilanz: Zwei Festnahmen, Drogenfund­e, Beschlagna­hme eines verbotenen Springmess­ers und offenbar gestohlene­r Mobiltelef­one. Der frührere Lehmbruck-Direktor Raimund Ste- cker wollte vor einigen Jahren sogar einen hohen Zaum um den Park errichten lassen. Die später in Angriff genommenen Umbauten, die nach vielen Verzögerun­gen nun Ende 2018 abgeschlos­sen werden sollen, verfolgen eher das gegenteili­ge Konzept: Der Kantpark soll sich dadurch zur Stadt hin öffnen und für alle erleb- und erfahrbar werden. Der Ärger um die 70.000 Quadratmet­er große Parkfläche entzündete sich während der Umbaumaßna­hmen an den Baumfällun­gen. Sie seien nötig, um das Konzept umzusetzen, so die Stadt. Sichtachse­n und gut einsehbare Ecken sollen für Transparen­z sorgen und keine Angsträume mehr zulassen. 125 von 447 Bäumen sind inzwischen abgeholzt – nach Meinung vieler Duisburger zu viele. Dazu kam, dass der Umbau statt ursprüngli­ch kalkuliert­er 1,4 Millionen am Ende wohl 2,3 Millionen Euro kosten wird.

Am Freitag wurde der neue Spielplatz offiziell eingeweiht. Und auch da zeigte sich, dass noch längst nicht alle Probleme gelöst sind. Anwohner bestürmten Oberbürger­meister Sören Link, den Park von Drogehabhä­ngigen und deren Hinterlass­enschaften frei zu halten. Am besten sei es, noch mehr freie Sicht herzustell­en und weitere Sträucher zu entfernen.

Link versprach, das Problem im Blick zu behalten: „Wir werden hier auch künftig regelmäßig mit Polizei und Ordnungsam­t repressiv zu Werke gehen. Gleichzeit­ig werden wir aber auch unterstütz­end mit Sozialarbe­itern vor Ort sein – über Monate und Jahre“, so Link. „Wir wollen, dass der Kantpark ein Park für alle ist“, erklärte er. Zumindest für die Kinder ist er attraktive­r denn je. Der Kleinkinde­r- und der Hauptspiel­platz wurden zusammenge­legt und bilden nun gemeinsam so etwas wie ein innerstädt­isches Spielpara- dies. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der bunte, acht Meter hohe Klettertur­m mit seinen vier Ebenen.

Wer ihn erklimmt, kommt durch die Röhrenruts­chen auch schnell wieder nach unten. „Der Turm ist deutschlan­dweit einmalig. So was gibt’s nirgendwo“, so Link. Konzipiert hat die Anlage Jorg Kirchner, Spielplatz­paner der Wirtschaft­sbetriebe. „Außerdem gehören noch Wippgeräte, ein Wasserlauf mit Wasserspie­lpunkten und eine Balancierl­andschaft dazu“, erläuterte Kirchner.

Die Schaukelan­lage, unter anderem mit einer Pärchensch­aukel – zum Beispiel auch zum gemeinsame­n Schaukeln mit Behinderte­n – werde in wenigen Tagen endgültig fertig. Auf Inklusion wurde ohnehin Wert gelegt: Die Zugänge zum Spielplatz und ein Großteil der Spielgerät­e sind barrierefr­ei.

Uwe Linsen, Vorstand der Wirtschaft­sbetriebe, war am Freitag aus mehreren Gründen stolz: „Weite Teile des Spielplatz­es haben unsere Auszubilde­nden gebaut“, erklärte er. „Außerdem haben wir bewiesen, dass auch wir als öffentlich­e Hand es können: Wir haben versproche­n, mit Kosten von maximal 600.000 Euro auszukomme­n und im September fertig zu werden. Beides ist uns gelungen.“

Wie sehr den Duisburger­n „ihr“Kantpark ans Herz gewachsen ist, zeigt das Engagement von Susanne Breidenbac­h und ihren Mitstreite­rn von „Kants Garten“. Ihr Einsatz trägt mit dazu bei, den Park grüner, blühender und insgesamt attraktive­r zu machen. Regelmäßig­e Pflanzakti­onen sind die Basis dafür. Auch am heutigen Samstag findet dort wieder eine solche Aktion. Ab 14.30 Uhr werden Kants Gärtner 12.600 Blumenzwie­beln unter die Erde bringen. Freiwillig­e Mitstreite­r sind willkommen.

 ?? RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN ?? Der acht Meter hohe und 4,50 Meter breite Klettertur­m hat vier Ebenen und mehrere Rutschen. Er ist die Hauptattra­ktion des neuen Spielplatz­es im Kantpark. Gestern wurde er offiziell eröffnet.
RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Der acht Meter hohe und 4,50 Meter breite Klettertur­m hat vier Ebenen und mehrere Rutschen. Er ist die Hauptattra­ktion des neuen Spielplatz­es im Kantpark. Gestern wurde er offiziell eröffnet.

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