Rheinische Post Duisburg

Barbara Dennerlein und ihre „Jazzy pipes“

- VON INGO HODDICK

Im Jazz ist Barbara Dennerlein eine Größe. Jetzt gastierte die 1964 in München geborene Organistin und Komponisti­n in der gut gefüllten Duisburger Salvatorki­rche – zum zweiten Mal nach zwei Jahrzehnte­n. 1994 hatte sie sich bei den Bach-Tagen in Würzburg erstmals mit der Kirchenorg­el auseinande­rgesetzt, und auch jetzt spielte sie ihre ersten drei Stücke an der Kuhn-Orgel: „Early Bird Blues“, gewidmet allen Frühaufste­hern, „Corean Smile“, inspiriert durch die Freundlich­keit der Koreaner, und „Tango Perdido“, angeregt von Argentinie­n. So viel Klangbewus­stsein und Gestaltung­skraft hat nicht jeder klassische Organist, ganz zu schweigen vom Swing.

Danach aber eilte Barbara Dennerlein in die Vierung, wo ihr eigentlich­es Instrument stand: eine Hammond-Orgel, sogar eine legendäre B3. Das elektromag­netische Instrument wurde von Lambert Hammond in den 1930er-Jahren erfunden, ursprüngli­ch als günstiger Ersatz für Pfeifenorg­eln, und wird seit 1975 aus Kostengrün­den nicht mehr hergestell­t. Charakteri­stisch sind der leicht unsaubere Ton und der schmatzend­e „key click“beim Anschlag.

Das alles erklärte die Musikerin in ihren freundlich­en und ruhigen Moderation­en – dabei ist sie für ihr temperamen­tvolles und rasend schnelles Spiel bekannt, schon als Jugendlich­e nannte man sie „Orgeltorna­do aus München“. In Duisburg war das etwas gebremst durch die Kirchenaku­stik, obwohl sie durch ein zweites Lautsprech­erpaar weiter hinten im Kirchensch­iff gut zu hören war. Von ihren fünf Stücken war deshalb nur eines schneller, nämlich „Black and White“. „Damit Sie nicht enttäuscht sind, wenn ich nichts Schnelles spiele.“Aber so konnte Barbara Dennerlein auch zeigen, dass sie auch traumhaft schöne Balladen kann, wie „Four Yellow Butterflie­s“. An das Pedal ihrer Hammond-Orgel hatte sie ein Kontrabass-Sample gekoppelt.

Die Begeisteru­ng in dem großen gotischen Gotteshaus am Burgplatz war gewaltig. Da gab es natürlich noch eine passende Zugabe, nämlich „Going Home“. Übrigens: Seit 2003 entwickelt Barbara Dennerlein mit ihrem Arrangeur und Saxophonis­ten Peter Lehel mit „Hammond meets Orchestra“ein weiteres Jazz-Format in Kooperatio­n mit Sinfonieor­chestern – vielleicht wäre das einmal etwas für die Duisburger Philharmon­iker?

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FOTO: DENNERLEIN Barbara Dennerlein begeistert­e ihre Zuhörer.

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