Recke-Stiftung hievt junge Flüchtlinge in den Beruf
(ma) Gerade einmal 13 Jahre alt war Souleymane Diallo, als er mit Bekannten vor der Armut in Guinea Conakry floh. Anderthalb Jahre später endete die Flucht, die von Westafrika über Mali, Algerien, Marokko und Spanien führte, an der deutsch-belgischen Grenze. Heute besucht er die Oberstufe der Aletta-Haniel-Gesamtschule in Ruhrort. „Das Abitur ist mein Ziel“, sagt der heute 18-Jährige. Die Mitarbeiter der Düsseldorfer Graf-Recke-Stiftung, die Jungs wie Souleymane ihn den Wohngruppen betreuen, kennen einige solcher Erfolgsgeschichten.
Ingrid Mangelmann, die seit mehr als 20 Jahren die WG mit sieben Plätzen in einem Haus in Bissing- heim leitet, hat ein Dutzend junger Flüchtlinge in den vergangenen drei Jahren kommen und gehen sehen. „Einige blieben nur ganz kurz, sie sind weiter geflüchtet, hatten ein anderes Ziel“, sagt die Teamleiterin. Souleymane war der erste geflüchtete Jugendliche in der Gruppe und ist immer noch da.
Deutsch hat er gelernt, zunächst die Hauptschule besucht, schließlich die Qualifikation für die Oberstufe geschafft. Erfolge, die auch das Bundesamt für Migration bei seiner Entscheidung über den weiteren Aufenthalt in Deutschland würdigt. „Die Volljährigkeit ist ein Knackpunkt“, sagt Sabine Brosch, Fachaufsicht für Sozialraumbetreuung bei der Stiftung. „Souley- mane kann sich nun ganz auf seine Zukunft konzentrieren.“Die wird bald außerhalb der Bissingheimer WG liegen. „Wir suchen für ihn eine Wohnung“, erklärt Ingrid Mangelmann. Das könnte eine WG sein, in der er mit anderen jungen Erwachsenen lebt. „Sie werden dort weiter betreut, aber unsere Präsenz nimmt ab.“
Ein weiterer Guineaner und ein Afghane aus der Huckinger Wohngruppe der Recke-Stiftung absolvieren Ausbildungen als Maler und als Hoch-/Tiefbauer. Chinonso Okorie war schon 17, als er vor fünf Jahren nach Duisburg kam. Nach einer internationalen Vorbereitungsklasse hat er ein Düsseldorfer Berufskolleg besucht, jetzt ist er im dritten Lehrjahr als Kfz-Mechatroniker. Sein Chef hat schon versprochen, ihn danach zu übernehmen. „Es ist ein Geschenk Gottes“, sagt der Nigerianer.
Die jungen Flüchtlinge haben die Wohngruppen verändert, sagt Ingrid Mangelmann. „Hier sind sehr oft Jugendliche untergebracht, die schwer zu motivieren sind. Diese Jungs haben Träume und Ziele, für die sie kämpfen. Das ist toll, wie sie sich durchgeboxt haben.“Den Platz von Souleymane in der Bissingheimer Wohngruppe wird vielleicht kein weiterer Flüchtling einnehmen. „Wir machen das, was wir immer gemacht haben“, sagt Ingrid Mangelmann – Jugendlichen in schwieriger Lage ein Ersatz für die Familie sein.