MSV steht vor einer stürmischen Woche
Fußball: Der Zweitligist gerät nach dem 1:2 gegen Aue immer weiter in Bedrängnis – besonders Trainer Ilia Gruev. Vor dem Spiel am Mittwoch in Magdeburg üben sich die Verantwortlichen in stoischer Ruhe – zumindest nach außen hin.
Der Fußball-Zweitligist MSV Duisburg bemühte sich am gestrigen Montag um Normalität. Der Verein lud bereits für Donnerstag zur Pressekonferenz in Hinblick auf das nächste Heimspiel gegen Jahn Regensburg ein. Vorher steht aber am Mittwoch das Auswärtsspiel in Magdeburg an. Im Falle einer Niederlage wird es wohl nicht mehr zum Plausch mit Trainer Ilia Gruev kommen.
„Wir müssen langsam anfangen, ein Spiel
zu gewinnen“
Ahmet Engin Mittelfeldspieler des MSV
Gruev und Mittelfeldspieler Ahmet Engin stellten sich am Montag vor die vereinsinterne Kamera und erklärten, dass sie am Mittwoch beim 1. FC Magdeburg siegen wollen. „Wir müssen langsam anfangen, ein Spiel zu gewinnen“, sagt Ahmet Engin, das der MSV am Montag im Internet publizierte. Wie wahr.
Spätestens mit der 1:2-Heimniederlage gegen den FC Erzgebirge Aue am vergangenen Sonntag ist es um die Normalität beim Schlusslicht, das nur einen Punkt auf dem Konto hat, aber geschehen. Wer MSV-Präsident Ingo Wald nach dem Spiel gegen die Sachsen erlebt hat, hat einen Mann gesehen, der leidet. Nicht nur mit dem Team, sondern vor allem mit Ilia Gruev – den Trainer, den Wald schätzt, wegen seiner Akribie und seiner Verbundenheit zum MSV. Als idealen Coach bezeichnete der 60-Jährige seinen leitenden Angestellten erst kürzlich, als die Mannschaft schon nicht mehr ideal unterwegs war und von Niederlage zu Niederlage eilte.
Der Präsident formulierte in den vergangenen Monaten seine Vision, mit Gruev endlich wieder einen Trainer beim MSV zu beschäftigen, der über viele Jahre kontinuierlich etwas aufbauen kann. Als Bundesligist Werder Bremen im vorigen Jahr ei- nen neuen Übungsleiter suchte, befürchtete nicht nur Wald, dass die Hanseaten den Zebra-Coach an die Weser locken könnten. Im Oktober würde Ilia Gruev Norbert Meier einholen und wäre dann hinter Friedhelm Funkel der MSV-Trainer mit der zweitlängsten Amtszeit. Allein das wäre schon eine Leistung.
Das Umfeld in Duisburg ist komplizierter als beispielsweise in Frei- burg oder Heidenheim, wo die Herren Christian Streich und Frank Schmidt vermutlich bis zur Rente ihrer Tätigkeit nachgehen können. Ingo Wald beteuerte kürzlich, nicht „beim ersten Sturm umzufallen“. Beim 2:2 in Berlin schien für einen kurzen Moment schon wieder die Sonne. Seit dem 1:2 gegen Aue ist es aber wieder notwendig, die Gartenmöbel zu befestigen, da-
mit sie nicht wegfliegen.
Ilia Gruev bemüht sich in der schwierigen Situation um Normalität. In den vergangenen Wochen strahlte der frühere Mittelfeldspieler demonstrativ Ruhe aus. Der 48-Jährige ist aber Realist genug, um die Situation einzuschätzen. „Ich weiß, dass ich liefern muss“, sagte Gruev schon vor dem Heimspiel gegen Greuther Fürth.
Gruev hat schon einige Register gezogen. Er ist mit seinen Spielern in der Länderspielpause in Klausur gegangen, hat viele Einzelgespräche geführt und die Sinne geschärft. Er hat den Torwart gewechselt. Viel mehr Optionen hat er nicht mehr – die Verletzungsmisere raubt dem Trainer die Möglichkeiten.
Vielleicht erhält ja ein Lukas Daschner in Magdeburg eine Chance, oder Joe Gyau darf mal von Beginn an spielen. Oder Ilia Gruev revolutioniert sein eigens System und spielt nur mit einer Spitze. Nur: Es muss in Magdeburg zum Erfolg führen.