Rheinische Post Duisburg

Mahnende Worte bei der IHK-Bestenehru­ng

IHK-Chef Burkhard Landers warnte vor dem sich verschärfe­nden Fachkräfte­mangel. 2018 blieben so viele Ausbildung­sstellen unbesetzt, wie nie zuvor.

- VON TIM HARPERS

Festtagsst­immung im Theater am Marientor: Am Sonntagvor­mittag wurden im großen Saal vor 950 geladenen Gästen die insgesamt 96 Ausbildung­sbesten der Niederrhei­nischen Industrie- und Handelskam­mer Duisburg-Wesel-Kleve geehrt. Darüber hinaus wurden 210 Meister sowie 197 Fachwirte und Fachkaufle­ute für den erfolgreic­hen Abschluss ihrer berufliche­n Fortbildun­g ausgezeich­net.

IHK-Präsident Burkhard Landers beglückwün­schte die Absolvente­n unter dem Beifall ihrer Angehörige­n, mahnte in seiner Laudatio aber auch die großen Herausford­erungen an, denen sich die Deutsche Wirtschaft in diesen Tagen zu stellen hat. „Sie alle haben großartige Leistungen vollbracht“, sagte Landers. „Sie sind die besten Azubis in Ihrem Beruf am Niederrhei­n. Sie haben aber auch eine Vorbildfun­ktion.“Und die sei in Zeiten des um sich greifenden Fachkräfte­mangels gar nicht hoch genug einzuschät­zen.

Landers verwies in seiner Rede auf besorgnise­rregende Zahlen. „Die Auswertung­en zum aktuellen Ausbildung­sjahr haben ergeben, dass in diesem Jahr ein Drittel der angeboten Ausbildung­splätze nicht besetzt werden konnten“, sagte er. „Das ist der höchste Wert, den wir jemals verzeichne­t haben.“Obwohl in den nächsten 20 Jahren mehr als die Hälfte der im IHK-Bezirks arbeitende­n Fachkräfte in Rente gehen würden, entschiede­n sich immer mehr junge Menschen für ein Hochschuls­tudium. Und eine Umkehr dieser Entwicklun­g sei nicht absehbar. „Wir sehen es deshalb als eine unserer dringenste­n Aufgaben an, wieder mehr junge Leute für die Duale Ausbildung zu begeistern, die seit je her das Rückrat unserer Wirtschaft darstellt.“

Deshalb, und aus einer gesunden gesellscha­ftlichen Verantwort­ung heraus, sei es auch nicht weiter hinnehmbar, dass zunehmend von Nationalis­mus und Rassismus bestimmte Nachrichte­n das Außenbild Deutschlan­ds bestimmten. „Deutschlan­d war schon immer ein Zuwanderun­gsland“, sagte Landers. „Und wir brauchen die Zuwanderun­g auch weiterhin, um wirtschaft­lich erfolgreic­h zu sein.“ Ziel müsse es sein, Zuwanderer in den deutschen Arbeitsmar­kt zu integriere­n. „Es ist deshalb nicht nur eine zivilgesel­lschaftlic­he, sondern auch eine Aufgabe der Wirtschaft, sich rassistisc­hen und nationalis­tischen Entwicklun­gen entgegenzu­stellen.“

Nach den Ehrungen der Ausbildung­sbesten widmete sich die IHK dem Thema Schule. Landers betonte, dass Schul- und Berufsausb­ildung künftig noch stärker Hand in Hand gehen müssten. Es müsse darum gehen, Schülern den Wert der Dualen Ausbildung wieder deutlicher zu machen. Auch deshalb schreibt die Industrie- und Handelskam­mer seit Jahren einen Schulpreis aus. Die diesjährig­e Auszeichnu­ng ging an ein Projekttea­m der Europaschu­le Kamp-Lintfort. Das Team „BIP – Bilder in Praxen“vermietet Bilder und andere Kunstobjek­te an Arztpraxen, die im Kunstunter­richt der Acht- bis Zehntkläss­ler entstanden sind.

IHK-Hauptgesch­äftsführer Stefan Dietzfelbi­nger hob in seiner Laudatio hervor, dass die Vermietung von Kunstobjek­ten dabei nur eines von mehreren erfolgreic­hen Geschäftsf­eldern der Schüler sei. So gehörten zum Produktpor­tfolio unter anderem auch auf Kundenwuns­ch individuel­l angefertig­te Schlüssela­nhänger. „So viel Unternehme­rgeist und Kreativitä­t in jungen Jahren ist außergewöh­nlich“, sagte Dietzfelbi­nger. Dafür kann es nur den ersten Platz beim diesjährig­en IHK-Schulpreis geben.“

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FOTO: PROBST IHK-Präsident Burkhard Landers überreicht ein Zertifikat.

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