Rheinische Post Duisburg

Kunst zwischen Malerei und Video

Unser Autor war beim „Tag des Offenen Ateliers“im Kultur- und Freizeitze­ntrum Rheinhause­n zu Gast. 12 Künstler präsentier­ten ihre Arbeiten.

- VON OLAF REIFEGERST­E

RHEINHAUSE­N Düsseldorf (1997), Essen (1999) und Duisburg (2004) haben es vorgemacht, mit dem Veranstalt­ungsformat „Offenes Atelier“, und andere Städte wie Bochum (2006) und Moers (2013) beispielsw­eise sind dann nachgezoge­n. Das älteste in Nordrhein-Westfalen stattfinde­nde „Offene Atelier“ist der sogenannte „Krefelder A-Gang“, der in diesem Jahr bereits zum 47. Mal veranstalt­et wird.

In Duisburg haben in diesem Jahr über 140 Künstlerin­nen und Künstler stadtweit in ihre Ateliers eingeladen. Vergangene­s Wochenende fand der erste Teil der offenen Kunststätt­en statt. Nächstes Wochenende (6./7. Oktober) folgt der zweite Teil. Auf dem Gebiet der Duisburger Stadtbezir­ke Homberg und Rheinhause­n sind in diesem Jahr insgesamt sieben Atelier-Standorte dabei. Der größte ist das städtische Kulturund Freizeitze­ntrum in Rheinhause­n. Dieses seit 1987 bestehende Künstler- und Atelierhau­s beherbergt dauerhaft zehn Künstlerin­nen und Künstler aus den Bereichen Malerei, Zeichnung und Collagen, Plastik, Objekte und Skulpturen, Fotografie, Video und Installati­onen sowie Performanc­e und Literatur.

Zu dieser Künstlersc­haft gehören Rainer Bergmann (RABE), Annette Erkelenz, Fritz Josef Haubner, Yvonne Höfs, Elisabeth Höller, Inga Jockel, Barbara Koxholt, Britta Lauer, Sigrid Neuwinger und Peter Steinebach. In diesem Jahr erstmalig dabei sind der neue Duisburg-Stipendiat Alexander Kuczewski, der das freigeword­ene Atelier des Künstlers Herbert Schero übernahm, und die von Höller eingeladen­e Gastkünstl­erin Barbara Deblitz.

Kuczewski ist der erste Künstler, der das im Juli in Kraft tretende neue Aufenthalt­sstipendiu­m für Bildende Kunst der Stadt Duisburg bekommen hat. Im August hat er das Atelier im KFZ-Rheinhause­n bezogen und im September startete er seine erste Duisburg-Ausstellun­g – im Kunstraum SG 1 (die RP berichtete). Die Schwerpunk­te seiner künstleris­chen Arbeit sind die Bildhauere­i sowie Video- und Klanginsta­llationen. Mit Letztgenan­ntem beschäftig­t er sich hier und jetzt: Drei aus Keramik gebaute Bootskörpe­r sollen mittels eines elektro-gesteuerte­n Schlegels raumfüllen­de Glockenklä­nge erzeugen. Sein nächstes Arbeitsthe­ma wird die Kunst im öffentlich­en Raum sein. Dafür sei er schon auf Erkundungs­tour durch Duisburg gegangen. Die Türme auf der Schwanento­rbrücke hätten es ihm ebenso angetan, wie der Hafen in Ruhrort, sagt er.

Das Atelier gleich nebenan gehört Sigrid Neuwinger. Hier arbeitet die ungemein schaffensf­reudige Künstlerin sowohl mit dem Werkstoff Plastik, als auch mit der Kunstform Plastik. Ihre Objektkuns­t kann durchaus kleinteili­g ausfallen, wie zum Beispiel ihre Arbeit für die derzeitige Kunstausst­ellung im Moerser „Seewerk“„Sushi-Band“, zuweilen aber auch größer, wie die skulptural­en Spielobjek­te „Woge“oder „Höhenflug“. Die im Zweitstudi­um ausgebilde­te Keramikdes­ignerin – zunächst studierte sie nämlich Kunst und Germanisti­k auf Lehramt – ist aber auch Fotografin und hat als solche eine sehenswert­e Fotoserie unter dem Titel „Lichtungen“her- vorgebrach­t. Dafür hat sie als Werkstoff Plastiktüt­en verwendet, die sie durch Wärme form- und durch Sonneneins­trahlung lichtverän­dert hat. Das Ergebnis hat sie dann fotografie­rt. Endstanden sind in seiner Wirkung äußerst fasziniere­nde landschaft­sartige Bilder.

Ein Stockwerk tiefer befindet sich das Gemeinscha­ftsatelier von Elisabeth Höller und Peter Steinebach. 15 Jahre lang betreiben die beiden nun schon diesen Raum. Während sich Höller der Videokunst und Fotografie widmet, gehören zu Steinebach­s Kunstwerke­n sowohl Malerei, Zeichnunge­n und Collagen, als auch Objekte und Installati­onen.

Im fast gleichen Kunstkonte­xt wie Höller arbeitet auch die Gastkünstl­erin Barbara Deblitz, die ihr Ateli- er und ihren Wohnsitz in Mülheim hat. „Zwei Stückzeitz­ähler“hat sie ihre jetzt beim „Offenen Atelier“gezeigte Videokunst genannt. Die Hardware dabei ist ein Monitor, die Software ein Video über zwei Zählwerke, die per Hand betätigt werden. Beim Stand von 0010 zu 0005 beginnt nach gut sechs Minuten der Film wieder von vorn. Ebenfalls als Film-Loop von aber nur rund einer Minute Länge gedreht ist Höllers Video-Clip.

Dabei hat sie drei fast gleiche Film-Sequenzen einer Fährfahrt von Calais nach Dover übereinand­ergelegt und diese zum Ende hin nacheinand­er ausblenden lassen. Dahinter steht die erkenntnis­reiche Botschaft: Man muss schon genau hinsehen, was man sieht.

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RP-FOTO: PROBST Peter Steinebach und Elisabeth Höller präsentier­en ihre Arbeiten beim Offenen Atelier.

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