Nachbarn ertragen den Lärm nicht mehr
Das Theater um die Rheinlust-Terrassen geht weiter: Das Anwohner-Ehepaar, das bereits angefeindet wurde, hält einen Gastronomiebetrieb hier für deplatziert. Es kann seit Jahren nicht mehr mit offenem Fenster schlafen.
WANHEIM Seit 2011 wehren sich Uwe und Ingrid Becker (Name geändert) gegen den Gaststättenbetrieb der gegenüberliegenden Rheinlust-Terrassen. Dafür werden sie mittlerweile von einigen Wanheimern beschimpft und angegangen. Nachdem die letzte Pächterin Petra Schönfeld nach nur eineinhalbjähriger Betriebszeit die Wanheimer Rheinlust-Terrassen wieder verlassen hatte, musste nun Nachfolger Davide Cazzetta seinen Betrieb einstellen. Das Ehepaar Becker hatte die Bauaufsicht verständigt. Diese stellte fest, dass Genehmigungen für den Betrieb seines italienischen „BistroRante da Roccos“fehlten (RP berichtete).
„Wir schlafen seit sieben Jahren bei geschlossenem Fenster“, sagt Ingrid Becker. Ihr Schlafzimmer befindet sich fünf Meter vom Außenbereich der Gaststätte entfernt. „Um ruhig schlafen zu können, hätten wir ja unsere Wohnung sogar umgebaut, aber das war einfach nicht möglich“, ergänzt ihr Mann. So nimmt das Paar die rechtlichen Möglichkeiten in Anspruch, um der Lärmbelästigung entgegen zu wirken.
2016 nahm sich das Wanheimer Ehepaar einen Anwalt und klagte gegen den Gastronomie-Betrieb. Im Rahmen dieses Verfahrens wurde festgestellt, dass für den Betrieb einer Gaststätte überhaupt keine Genehmigung vorlag. Bei den Rheinlust-Terrassen handelt es sich um eine städtische Immobilie, die an die Trägergemeinschaft der Wanheimer Vereine verpachtet worden ist.
Uwe Becker wundert sich, dass dennoch der damaligen Unterpäch- terin Petra Schönfeld eine Schankerlaubnis erteilt worden ist, die es ihr ja erst ermöglichte, dort gastronomisch tätig zu werden. Nachdem Petra Schönfeld nach nur eineinhalb Jahren mangels Besucherzuspruch und ihrer Meinung nach auch fehlender Unterstützung durch den Trägerverein das Handtuch geworfen hatte, versuchte nun ein neuer Pächter sein Glück.
„Schon am Eröffnungstag wurde gegen die Lärmauflagen verstoßen, bis weit nach 22 Uhr ging es im Außenbereich lautstark zur Sache“, so Becker. An die Zeiten der vorherigen Pächterin erinnern sich die beiden Anwohner nur ungern: „Da wurde Karneval gefeiert, ein Oktoberfest veranstaltet und etliches mehr. Alles verbunden mit dem entsprechenden Lärmpegel.“
Dazu zählen auch wartende Autos mit laufendem Motor und zuknallenden Autotüren. Der Parkplatz an der nur wenige Meter entfernten Wanheimer Straße – dort wurde extra ein Taxi-Platz eingerichtet – wird von auswärtigen Besuchern offensichtlich kaum genutzt. Die Beckers haben zudem festgestellt, dass die meisten Besucher der Gaststätte keine Wanheimer waren und aus anderen Stadtteilen zu den Veranstaltungen kamen. Aus diesem Grund können die Anwohner dem Argument nicht folgen, dass die Gaststätte der Rheinlust-Terrassen ein unverzichtbarer Treffpunkt für die Wanheimer Bürger sein soll.
Gegen einen reinen Bürger- und Vereinstreff habe er nichts einzuwenden. „Der Männerchor probt hier regelmäßig, das ist überhaupt kein Problem“, sagt Becker. Aber eine Gaststätte sei hier völlig deplatziert. Dass unter Gaststättenbedingungen die Lärmschutzvorgaben eingehalten werden können, ist nach seiner Meinung „einfach utopisch“.