Rheinische Post Duisburg

Habicht soll Friedhofsk­aninchen jagen

Anwohner hatten sich beschwert, weil Jäger ohne Vorwarnung auf dem Hülsdonker Friedhof auf Pirsch gingen. Nun reagiert die Enni. Sie will den Einsatz von Jagdvögeln gegen die Kaninchenp­lage testen.

- VON JOSEF POGORZALEK

MOERS Ganz vorbei ist die Zeit der Kaninchenj­agd per Schusswaff­e auf den Moerser Friedhöfen noch nicht. Aber die Enni zieht Konsequenz­en aus Beschwerde­n über Jäger auf dem Hauptfried­hof in Hülsdonk. Sie will die Kaninchenj­agd per Jagdvogel auf den Friedhöfen testen. Dabei möchte die Enni mit Uwe Heinrichs zusammenar­beiten, der seit vielen Jahren in Neukirchen-Vluyn Habichte züchtet.

Heinrichs war bereits Anfang des Jahres im Auftrag des dortigen Jagdpächte­rs im Moerser Freizeitpa­rk mit einem Habicht unterwegs. Bis zu zehn Kaninchen am Tag habe der Vogel gefangen. „Das schafft der Jäger mit der Waffe nicht“, sagt Heinrichs, der auch über einen Waffen-Jagdschein verfügt. Da zwei Falkner-Kollegen mit ihren Vögeln ihn begleiten, sei die Tages-Ausbeute umso höher. „Wir machen das unentgeltl­ich“, betont der Neukirchen-Vluyner. „Das ist unser Hobby.“

Im Frühjahr hatten sich Anwohner des Hülsdonker Friedhofs beschwert. Schüsse von frühmorgen­s bis in den späten Abend hatten die Menschen nicht nur genervt, sondern auch Sorgen geweckt. Man vermisste Warnschild­er oder Absperrung­en. Der Jäger war mit Genehmigun­g der Enni auf Kaninchenp­irsch. Die Tiere finden auf Friedhöfen viel Futter und vermehren sich entspreche­nd gut. Seit langer Zeit setzt die Enni im Kampf gegen die Kaninchenp­lage auf bewaffnete Jäger. Dabei soll es, parallel zum Habicht-Versuch, auch vor- läufig bleiben, sagt Enni-Sprecherin Katja Nießen. Allerdings nur zu besucherar­men Zeiten und nach Aufstellun­g von Schildern, die auf die Jagd hinweisen.

Andere Städte setzen die natürliche­n Feinde der Kaninchen bereits mit Erfolg auf Friedhöfen ein – die Stadt Grevenbroi­ch zum Beispiel nicht nur Falken, sondern auch Frettchen. Der Anfrage eines Jägers, der Kaninchen schießen wollte, bekam dort eine

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R Absage – „zu gefährlich“, hieß es. Auch Uwe Heinrichs findet es unverantwo­rtlich, auf Friedhöfen zu schießen. „Bei den vielen Grabsteine­n ist die Gefahr von Querschläg­ern groß.“Zudem habe die Jagd mit Habichten einen schönen Nebeneffek­t: „Die Leute sind fasziniert und interessie­rt. Sie sehen in erster Linie den Vogel und nicht das tote Kaninchen“, sagt Heinrichs, der auf der anderen Seite schon erlebt hat, dass er als Jäger mit der Waffe „fast gelyncht“wurde.

Am 16. Oktober endet die Schonzeit für erwachsene Kaninchen, die bis Ende Februar gejagt werden dür-

fen. Uwe Heinrichs will dann mit seinem Habicht durch den Park streifen. Ob er auch im Auftrag der Enni auf dem Hülsdonker Friedhof sein wird, weiß der Vogelzücht­er selbst noch gar nicht so genau. Schon vor längerer Zeit habe er der Enni ein Angebot gemacht, die habe ihn zunächst links liegen lassen, um sich dann im vergangene­n Sommer doch zu melden. „Die hatten es plötzlich ganz eilig.“

Seit dem letzten Kontakt sei erneut Funkstille eingetrete­n. Heinrichs: „Ich fühl mich ein bisschen von der Enni veräppelt.“

Fazit:

Problem gelöst

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RP-FOTO: ANRULF STOFFEL Uwe Heinrichs mit einem Habicht, mit dem er bereits im Freizeitpa­rk Kaninchen fängt.

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