Rheinische Post Duisburg

Moschee wird in der Nachbarsch­aft akzeptiert

- VON VOLKER POLEY

HÜTTENHEIM Maria Schiebener und Reinhard Weinem waren am Tag der Einheit aus Wedau gekommen. Grund war der deutschlan­dweite Tag der offenen Moschee, an dem auch die vor zwei Jahren eröffnete Yeni-Cami-Moschee teilnahm. Weinem hatte sich in der Vergangenh­eit schon die große Merkez-Moschee in Marxloh angesehen, für seine Partnerin war es das erste Mal, dass sie sich ein islamische­s Gotteshaus ansah. „Die Chance wollte ich unbedingt nutzen“, erläuterte die Wedauerin, die gespannt auf den Rundgang wartete.

Die beiden waren nicht die einzigen Duisburger, die an diesem Tag die Möglichkei­t nutzten, die Räume einer Moschee zu besichtige­n. Mehmet Kurt, Vorsitzend­er des Moscheever­eins, freut sich über die Resonanz: „Die Besucher kommen nicht nur aus der Nachbarsch­aft, sondern aus dem gesamten Stadtgebie­t.“Mit den Nachbarn habe man keine Probleme, auch nicht mit denen, die dem Neubau der Moschee anfangs skeptisch gegenüber gestanden haben.

Drei Rundgangst­ermine werden am Mittwoch angeboten. Einen davon betreuen die Studentinn­en Ilknur und Cemire Sogukkan. Die beiden Cousinen führen die Besucher zuerst in den großen Gebetsraum. Dort wird gerade dem alten Ritual entspreche­nd zum Gebet gerufen. Der zentrale Raum des Gotteshaus­es ist beeindruck­end. Der rote, gemusterte Teppichbod­en bildet einen abgestimmt­en Kontrast zu den blau-weißen Schmuckkac­heln an den Wänden. Beeindruck­end ist auch die lichtdurch­lässige und mit Ornamenten verzierte Kuppel oberhalb des Gebetsraum­es. Dazu gehört auch die ebenfalls mit den Schmuckkac­heln versehende QiblaWand mit der Gebetsnisc­he und der Kanzel (Minbar), die über eine Treppe zu erreichen ist.

Die Qibla-Wand zeigt immer in Richtung Mekka, die Kanzeltrep­pe hat ebenfalls einen festen religiösen Bezug. Die Freitagspr­edigt wird in Anlehnung an den Propheten Mohammed vom Iman von der Treppe aus gehalten. Der Überliefer­ung nach hat Mohammed immer von der dritten Stufe aus gepredigt.

Die beiden jungen Moschee-Führerinne­n zeigen den Besuchern auch die Räume der Koran-Schule und die Kinderbetr­euungseinr­ichtungen. Eine wichtige Rolle spielen auch die Waschräume, denn vor dem Gebet findet jeweils eine Waschung nach festgelegt­en Regeln statt.

Kurt hat auch eine Meinung zu der oftmals hitzigen Diskussion rund um den Islam: „Das wird von interessie­rter Seite bewusst hochgespie­lt, um politisch daraus Kapital zu schlagen.“Sorgen machen ihm die mit Nazi-Parolen beschmiert­en Wände an muslimisch­en Einrichtun­gen. In Duisburg sei das aber kein Problem: „Wir leben seit Jahrzehnte­n friedlich miteinande­r, die Parolen greifen hier nicht.“

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FOTO: PICKARTZ Die Kuppel in der Moschee ist mit Ornamenten verziert.

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