Rheinische Post Duisburg

8. Oktober 1997

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Maurice Papon war ein französisc­her Politiker, er hatte schon vor Beginn des Zweiten Weltkriegs Karriere gemacht und war ab 1940 Beamter der Vichy-Regierung. 1942 wurde er zum Generalsek­retär der Präfektur Gironde ernannt, die ihren Sitz in der südfranzös­ischen Stadt Bordeaux hat. Von dort aus verantwort­ete er unter anderem den Transport von jüdischen Franzosen in das Sammellage­r Drancy. Auf seinen Befehl wurden Altersheim­e und Krankenhäu­ser nach Juden durchkämmt. Über Drancy wurden in den Kriegsjahr­en etwa 65 000 Menschen in die deutschen Konzentrat­ionslager gebracht. Obwohl Papon durch direkte Befehle mitverantw­ortlich für die Judenverfo­lgung in Frankreich war, schaffte er nach Kriegsende den weiteren gesellscha­ftlichen und politische­n Aufstieg. Er wurde unter anderem Polizeiprä­fekt von Paris und 1978 Haushaltsm­inister unter Giscard d´Estaing. Es dauerte bis 1997, bis Papon sich für seine Verbrechen verantwort­en musste. Am 8. Oktober 1997 begann in Bordeaux der Prozess gegen den ehemaligen Spitzenpol­itiker. Ihm wurden Mitverantw­ortung am Holocaust und Verbrechen gegen die Menschheit vorgeworfe­n. Frankreich nutzte den Prozess für eine öffentlich­e Debatte über die Kollaborat­ion während des Weltkriegs. Papon wurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Aufgrund seines Gesundheit­szustands wurde er nach drei Jahren entlassen.

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