Die „Generation X“für sich gewinnen
Beim Unternehmerabend der Volksbank ging es um die moderne Arbeitswelt.
Sagt der Bewerber im Vorstellungsgespräch zum Firmenchef: „Sie kommen in meine engere Auswahl.“Treffender könnte man den Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt kaum beschreiben: Nicht der Arbeitgeber sucht seinen künftigen Mitarbeiter aus, sondern umgekehrt. Jutta Rump, Professorin für Betriebswirtschaft und Leiterin des Instituts für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen, erläuterte am Dienstag beim Unternehmerabend im Atrium der Volksbank Rhein-Ruhr im Innenhafen, warum die „Generation Z“(die Jahrgänge 2000 bis 2015) so ist, wie sie ist.
Denn auf sie müssen sich Arbeitgeber zunehmend einstellen. Für viele ist der künftige Auszubildende ein unbekanntes Wesen. „Wir wollen wissen, auf wen wir da treffen“, sagte Volksbank-Chef Thomas Diederichs bei seiner Einführung. Deshalb habe die Bank mit Jutta Rump eine Frau mit ausgesprochener Expertise in diesem Bereich zum Unternehmerabend eingeladen.
Das erwies sich als guter Schachzug, denn ihr engagierter und unterhaltsamer, manchmal auch provokanter Vortrag bot einen ungewohnten Zugang zu diesem Thema. Dass es heute nicht mehr reicht, einem Bewerber eine feste Stelle mit gutem Gehalt und ein paar Sozialleistungen anzubieten, haben wohl schon viele Firmenchefs erfahren. Rump erläuterte, dass es heute mehr denn je auf eine richtige Work-Life-Balance, auf Wertschätzung, Weiterbildungsmöglichkeiten, Freude an der Arbeit und Perspektiven ankomme. Dazu gehörten auch die Teilhabe und Mitbestimmung an Betriebsabläufen, denn was in der Erziehung in der Familie gelte, werde später im Berufsleben fortgeführt. „Ein Wertewandel kommt nur zustande, wenn sich die ältere Generation der jüngeren anpasst. Er kommt nicht zustande, wenn sich – wie es früher immer war – die jüngere Generation der älteren anpasst oder beide einfach parallel existieren“, so die Expertin.
Dennoch ist die schöne neue Arbeitswelt nicht etwas, bei dem die junge Generation ihre Individualität unbegrenzt ausleben kann: Klarheit und Verlässlichkeit, innerhalb stabil gesetzter Leitplanken, bildeten die Grundstruktur. Innerhalb dieser Leitplanken können sich Mitarbeiter dann aber frei entfalten. „Ich merke, dass sich bei Arbeitgeber eine immer größere Sensibilität breit macht, um den Bedürfnissen der Generation Z gerecht zu werden“, sagte Jutta Rump im Gespräch mit unserer Zeitung. Ein Drittel von Unternehmen handelten entsprechend, ein Drittel zögere noch, ein weiteres Drittel sei aber (noch) schlicht uneinsichtig.
Nach dem Vortrag gab es noch einen regen Austausch. Bei einem gemeinsamen Imbiss kam man schnell miteinander ins Gespräch.