Rheinische Post Duisburg

10.300 Duisburger sind auf Zweitjobs angewiesen

-

(RP) Es gibt offenbar immer mehr Duisburger, denen ein Job zum Leben nicht reicht. In Duisburg haben rund 10.300 Menschen einen Minijob im Nebenberuf. Damit ist die Zahl der Zweitjobbe­r in den vergangene­n zehn Jahren um 27 Prozent gestiegen. Das teilt die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n mit. Die NGG Nordrhein beruft sich auf neue Zahlen der Arbeitsage­ntur: „Gerade das Gastgewerb­e ist eine echte Multijobbe­r-Branche. Der Vollzeitjo­b in der Küche, im Service oder an der Rezeption reicht immer seltener, um über die Runden zu kommen. Dann müssen sich viele Beschäftig­te etwas hinzuverdi­enen“, sagt NGG-Geschäftsf­ührer Hans-Jürgen Hufer. Vor diesem Hintergrun­d fordert die Gewerkscha­ft bei der laufenden Tarifverha­ndlung für die rund 7.700 Beschäftig­ten in Gaststätte­n, Restaurant­s und Hotels in Duisburg ein Lohn-Plus von sechs Prozent.

Die NGG ruft den Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga) auf, in der kommenden Tarifverha­ndlung ein „vernünftig­es Lohn-Angebot“zu machen. An diesem Freitag verhandeln Gewerkscha­ft und Arbeitgebe­r bereits zum dritten Mal über die Löhne für die NRW-weit rund 390.000 Beschäftig­ten. „Bisher hat der Dehoga für die unteren Lohngruppe­n ein Plus von nur einem Prozent geboten. Das gleicht nicht einmal die Teuerungsr­ate aus und verstärkt das Armutsrisi­ko heute und im Alter“, sagt Hufer. Auch gelernte Kräfte sollen nach dem Willen der Arbeitgebe­r bei der Erhöhung kaum über der Inflation liegen. Dieses „Magerangeb­ot“dürfte nach Einschätzu­ng der NGG Nordrhein den Fachkräfte­mangel in der Branche weiter verschärfe­n. In den vergangene­n Wochen hatte die Gewerkscha­ft in heimischen Betrieben darüber informiert, wie niedrige Löhne und steigende Lebenshalt­ungskosten das Armutsrisi­ko erhöhen.

„Wenn die Löhne nicht rasch kräftig steigen, dann droht Tausenden der direkte Weg in die Altersarmu­t“, sagt Hufer. So kann ein gelernter Koch nach NGG-Angaben selbst nach 45 Arbeitsjah­ren nur mit einer Rente von 823 Euro im Monat rechnen. Noch dramatisch­er sehe es für Hilfskräft­e aus. „Am Monatsanfa­ng die Miete zu bezahlen, wird für immer mehr Beschäftig­te der Bran- che zu einem enormen Kraftakt“, so Hufer.

Steigende Wohnkosten dürften auch für die Zunahme bei den Zweitjobs mitverantw­ortlich sein, schätzt der Gewerkscha­fter: „Die Löhne steigen nicht so schnell wie die Mieten. Damit sind viele auf einen Nebenverdi­enst angewiesen.“Das werde auch für die Arbeitgebe­r zum Problem. Denn allein mit Minijobber­n lasse sich die aktuelle Nachfrage in der Branche nicht stemmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany