Mundart-Theater sucht neue Spielstätte
Im Schnibbel-Theater wird nur Platt gesprochen – einmalig in Düsseldorf. Die Schauspieler stehen noch für den guten Zweck auf der Bühne. Denn für 2019 fehlt der Truppe eine Bühne.
VENNHAUSEN„ Ich bin ein Oberbilker Mädchen, früher hat bei uns imViertel jeder Platt gesprochen“, erzählt Petra Kubernus. Die Düsseldorfer Mundart gehört für sie einfach zur Stadt, zu ihrem Lebensgefühl und ihren Menschen. Und deshalb engagiert sich die rothaarige Frau, die wie auf Knopfdruck vom Hochdeutsch in den charmanten rheinischen Dialekt wechselt, auch für den Erhalt des Düsseldorfer Platt.
Und da Kubernus auch gern schauspielt, ist sie im einzigen reinen Mundarttheater der Stadt aktiv: im Schnibbeltheater. Dort spielt sie mit anderen Freunden des Regiolekts unter der Leitung von Marian Poths Stücke, die extra für die Gruppe ins Rheinische übersetzt werden. „In vielen Städten gehört die lokale Sprachfärbung ganz natürlich dazu. In Köln reden die Menschen auf der Straße kölsch miteinander“, erzählt Leiter Marian Poths. Düsseldorf wolle sich dagegen lieber weltmännisch präsentieren. „Nicht schlecht“, betont Poths. Er und seine Mitstreiter wollen dennoch für den Erhalt des Platt eintreten – und es mit dem Schnibbeltheater auch unter die Leute bringen.
Dafür präsentieren die etwa zehn Laien-Schauspieler des Schnibbeltheaters jedes Jahr ein neues Stück, dass von Monika Voss, Leiterin der Düsseldorfer Mundartschule und Expertin für den Rheinischen Dialekt, vom Deutschen ins Platt übersetzt wird. Die Schauspieler arbeiten gemeinnützig, den Erlös aus ihren Vorstellungen spenden sie an Düsseldorfer Organisationen. „In unseren fast 30 Jahren haben wir bestimmt 40.000 Euro gespendet“, sagt Marian Poths stolz. Sein Mitspieler Karl Reiland, von alle nur Kalli genannt, fügt hinzu: „Uns ist wichtig wohin das Geld geht, deswegen besuchen wir die Einrichtungen immer im Vorfeld.“Kalli ist mit seinen 80 Jahren einer der ältesten Aktiven im Schnibbeltheater, die jüngsten Mitglieder sind etwa 30.
Doch das Schnibbeltheater hat ein Problem: Nach langen Jahren der Auftritte im Saal der Pestalozzi-Gemeinde im Zooviertel gastiert die Gruppe seit einem Jahr in den Räumen der Markusgemeinde in Vennhausen, weil ihre alte Spielstätte im Zuge einer Gemeindezusammenlegung nicht mehr zu nutzen sind. Doch auch am neuen Wirkungsort droht nach der aktuellen Spielzeit 2018 das Aus: Die Räume sind baufällig und müssen renoviert werden, ob und wann dies geschehen soll, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall braucht das Schnibbeltheater im nächsten Jahr eine neue Bühne. „Wenn wir kein Angebot bekommen, werden wir 2019 nicht auftreten können“, fürchtet Marian Poths.
Dabei sind die Auftritte der Theatergruppe beliebt und immer im Vorfeld ausverkauft. „Es ist eine sehr schöne Atmosphäre an den Theaterabenden“, erzählt Kalli. „Die Leute stehen zusammen, reden, essen und trinken etwas, und nebenbei gibt es ein bisschen Schauspiel.“Petra Kubernus ergänzt: „Natürlich sind die meisten Zuschauer Düsseldorfer. Aber auch wer von außerhalb kommt, kann nach ein paar Minuten des Zuhörens verstehen, was da auf der Bühne vor sich geht“. In diesem Jahr steht das Stück „Nääke Föös em Schnee“auf dem Programm. Die Komödie spielt unter dem Titel „Barfuß im Schnee“eigentlich an der deutschen Küste, wurde von Voss jedoch an den Rhein verlegt. Eine zerstrittene Familie, bestehend aus schrulligen und verdrehten Charakterköpfen, soll dabei von einem renommierten Therapeuten wieder vereint werden. Durch allerlei skurrile Wendungen gelingt dies tatsächlich – während der Therapeut schließlich selbst der Behandlung bedarf. „Die Stücke gewinnen durch den Rheinischen Dialekt natürlich einen ganz eigenen Charme“, beschreibt Poths die Wirkung. Er freut sich auf die Spielzeit und hofft, dass sein Schnibbeltheater die logistischen Probleme lösen und auch in Zukunft diesen Charme verbreiten kann.