Trotz Handicap gemeinsam spielen
An der Paulskirche in Marxloh wurde am Donnerstag der erste inklusive Spielplatz im Ruhrgebiet eröffnet – und gleich von zahlreichen Kindern mit und ohne Beeinträchtigung ausprobiert. Aber auch ältere sollen hier künftig Spaß haben.
(ma) Seit der Verein Runder Tisch und sein selbst gegründetes, gemeinnütziges Unternehmen Soziale Dienste Marxloh vor vier Jahren die ehemalige Kita-Immobilie an der Paulskirche übernahmen, lag die Grünfläche im Hof brach. Das hat sich jetzt geändert: Am Donnerstag eröffnete dort der erste inklusive Spielplatz des Ruhrgebiets. Bundesweit ist es der zweite, der aus der Spendenaktion „Ein Stück zum Glück“von Rewe und Procter & Gamble (P&G) über die Aktion Mensch finanziert wird. Ausdrücklich ist die Anlage nicht nur für Kinder geplant. „Wir wollen damit auch ältere Menschen erreichen“, betont Heike Priebe, Geschäftsführerin der Sozialen Dienste.
„Früher haben wir immer mit Tränen in den Augen vor den Spielplätzen gestanden“, erinnert sich Priebe an die Kindheit ihres Sohnes, der
„Früher haben wir immer mit Tränen in den Augen vor den Spielplätzen gestanden.“
Heike Priebe Geschäftsführerin Soziale Dienste
Rollstuhlfahrer ist. Während der Eröffnung des neuen Spielplatzes haben zahlreiche Kinder mit und ohne körperliche Beeinträchtigung der Christy-Brown-Förderschule und der Grundschule Vennbruchstraße die neue Marxloher Attraktion schnell in Beschlag genommen: Hier versinkt kein Rolli im Sand, ein fester Gummiboden ermöglicht es allen Kindern, am Spiel teilzunehmen. Zentrales Element der Anlage ist die Vier-Turm-Kletteranlage „Emerido“: eine Kombination aus Seilen und Stangen und einer gewölbten Kletterwand, die vielfältige Aktionsmöglichkeiten bietet. Die Wippen können auch von motorisch eingeschränkten Kindern genutzt werden. In Köln gab es den ersten Spielplatz, der mit den speziellen Wippen ausgestattet wurde, und nach Duis- burg Marxloh folgt bald ein weiterer in Frankfurt.
„Wir haben überlegt, wo wir das Geld gut investieren können“, erklärt Christina Marx von der Aktion Mensch, warum die Wahl auf Marxloh fiel: „Wir fördern bereits inklusive Spielangebote, die der Runde Tisch macht, außerdem ist hier sichergestellt, dass sich ständig jemand um den Spielplatz kümmert und dass die Anlage auch in fünf Jahren noch genutzt wird.“
Zwei Mitarbeiter sind auch deshalb für das Angebot abgestellt, weil der Runde Tisch 120 Inklusionshelfer für 140 Kinder als Unterrichtsbegleiter für Schüler mit Förderbedarf beschäftigt. Nach der Schule werden viele an der Paulskirche betreut. Täglich ist sie bis 18 Uhr geöffnet, ausdrücklich gilt das Angebot für Gruppen aus anderen Ortsteilen, die Anlage zu nutzen (nach Absprache mit dem Runden Tisch, Telefon 0203 9347 8344).
„Bewegung schafft Begegnung“, sagt Heike Priebe, die nicht nur Kinder mit Handicap im Blick hat, sondern auch Kinder aus armen oder nach Deutschland geflüchteten Familien im Stadtteil. „So eine Anlage findet man doch sonst nur in Frei- zeitparks, das ist doch ein echtes Erlebnis für die Kinder“, schwärmt die Geschäftsführerin. Auch an eine Erweiterung ist am Tag der Eröffnung bereits gedacht. Ein im Boden eingebautes Trampolin und ein Wasserspielplatz sollen bald hinzukommen. „Bei der Finanzierung unterstützen uns der Lions-Club Hamborn und die Sparkasse Duisburg“, sagt Heike Priebe.