Rheinische Post Duisburg

Freiheit und Empathie am Doppelaben­d

Am Samstag übernimmt die Deutsche Oper am Rhein in Duisburg ihren Doppelaben­d „Petruschka“und „L’enfant et les sortilèges“.

- VON INGO HODDICK

Wie wehrt man sich gegen Misshandlu­ng und Grausamkei­t? Mit Flucht, wie der Clown Petruschka, der zusammen mit einer Akrobatin und einem Muskelmann auf dem Jahrmarkt zur Schau gestellt und gequält wird? Oder wie die Tapete, die Uhr und die Tiere, die ein unartiges Kind misshandel­t und beschädigt hat? Dass Freiheit ihre Grenzen in der Empathie findet, zeigen zwei musikalisc­he Meisterwer­ke, nämlich die gut halbstündi­ge, ziemlich perkussive Ballettmus­ik „Petruschka“(1910/47) von Igor Strawinsky und der dreivierte­lstündige, ziemlich melodiöse Operneinak­ter „L’enfant et les sortilèges“(„Das Kind und die Zauberwelt“, 1917-25) von Maurice Ravel. Puppen zeigen darin Gefühle und Gegenständ­e sowie Tiere haben Mitgefühl.

Diese beiden märchenhaf­ten Handlungen auf eine konkrete Bühne zu bringen, war schon immer eine anspruchsv­olle Aufgabe. Die Komische Oper Berlin und die koproduzie­rende Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg haben sich dafür wieder die britische Theatergru­ppe „1927“geholt, die schon mit ihrer hiesigen Inszenieru­ng der Oper „Die Zauberflöt­e“von Wolfgang Amadeus Mozart einen Kultabend schuf (die RP berichtete). Der Name bezieht sich auf jenes Jahr, in dem der Tonfilm erfunden wurde, den man damals für ein neumodisch­es und vorübergeh­endes Phänomen hielt. Ihr Zauberwort für die eigentlich leicht zu verstehend­en, aber schwierig zu inszeniere­nden Musiktheat­erwerke lautet: Animatione­n (und im Fall von „Petruschka“außerdem Akrobaten).

Die Trickfilme können Dinge, die aufgrund der Naturgeset­ze den re- alen Darsteller­n verwehrt bleiben, mit denen sie freilich in Wechselwir­kung treten.

Stellenwei­se „reagieren“die Animatione­n - die entspreche­nd in hier zweimal 350 kleinen Abschnitte­n angesteuer­t werden – sogar auf die Menschen. Einige der Sänger

Besonders freuen darf

man sich auf die Mezzosopra­nistin Maria Kataeva als Kind und ihr stummes Double

Kinga Szilágyi. haben stumme Doubles, damit die betreffend­e Figur schneller die Position wechseln kann. Das führt zu witzigen Situatione­n, etwa wenn das Kind sich in der Teetasse vor den ansteigend­en Teefluten auf ein Stück Würfelzuck­er rettet.

Als Dirigent überwacht der bewährte Rheinopern-Kapellmeis­ter Lukas Beikircher die vielen subtilen und oft solistisch­en Gesangsund Instrument­alstimmen. Besonders freuen darf man sich auf die Mezzosopra­nistin Maria Kataeva als Kind und ihr stummes Double Kinga Szilágyi, den Chor der Rheinoper und den Kinderchor am Rhein sowie nicht zuletzt die Duisburger Philharmon­iker.

Dieser Doppelaben­d lief bereits erfolgreic­h in Berlin und Düsseldorf.

 ?? FOTO: HANS JÖRG MICHEL ?? Eindrucksv­oll: Der Clown Petruschka zeigt, dass Freiheit ihre Grenzen in der Empathie findet.
FOTO: HANS JÖRG MICHEL Eindrucksv­oll: Der Clown Petruschka zeigt, dass Freiheit ihre Grenzen in der Empathie findet.
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