Rheinische Post Duisburg

Claire O’Riordan träumt von der EM 2021

Frauenfußb­all: Die irische Nationalsp­ielerin wechselte vor dieser Saison zum Bundesligi­sten MSV Duisburg.

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(D.R.) Wenn Claire O’Riordan über den deutschen Fußball spricht, denkt sie an diesen Oktober-Abend aus dem Jahr 2015. „Es war unfassbar. Ganz Dublin war elektrisie­rt. Es war einfach magisch“, sagt die 23-jährige Irin, die nun für den MSV Duisburg in der Fußball-Bundesliga spielt.

Damals besuchte Claire O’Riordan zum ersten Mal ein Länderspie­l der irischen Nationalma­nnschaft – die der Männer wohlgemerk­t – in diesem wuchtigen und futuristis­ch anmutenden Aviva-Stadium im Osten der irischen Hauptstadt und sah, wie Stürmer Shane Long Torwart Manuel Neuer überwand und die Boys in Green zum 1:0-Sieg über Weltmeiste­r Deutschlan­d schoss.

Die Frau aus Limerick trägt mittlerwei­le selbst das grüne National- trikot und träumt von ähnlichen magischen Momenten als Spielerin. In der WM-Qualifikat­ion verpasste sie so einen Moment, als sich Irland ein 0:0 in den Niederland­en erkämpfte und das Team anschließe­nd mit einer Party die Kabine rockte. Claire gehörte damals aber nicht dem Kader an.

Der irische Frauenfußb­all konnte in den letzten Jahren mächtig aufholen. In der WM-Qualifikat­ion belegten die Girls in Green Platz drei, verpassten damit aber die Play-offs. „Vielleicht ging es in den letzten Jahren zu schnell. Wir müssen uns stabilisie­ren und weiterentw­ickeln“, sagt O’Riordan, die nun von einer Teilnahme an der Europameis­terschaft im Jahr 2021 träumt.

Der Weg hätte für Claire O’Riordan auch in eine andere Richtung gehen können. In der Jugend war sie ein hoffnungsv­olles Talent in den traditione­llen gälischen Sportarten. Sie spielte Camogie – die weibliche Version des Hurlings. Sie bewarb sich für Lehrgänge im Camogie und im Fußball. Der Fußball-Ver- band FAI war schneller. O’Riordan landete bei den Wexford Youths im Südosten der Insel und gewann drei nationale Meistersch­aften und einmal den Pokal.

Den Wechsel nach Duisburg vermittelt­e Irlands Nationaltr­ainer Co- lin Bell. Der war zur Jahrtausen­dwende bei Dynamo Dresden tätig, und der heutige MSV-Frauen-Coach Thomas Gerstner war sein Spieler. „Ich freue mich, in einer der besten Ligen der Welt zu spielen“, sagt die Irin, der es wichtig ist, mit vier bis fünf Trainingse­inheiten pro Woche profession­ell arbeiten zu können. Kurios: In der Nationalma­nnschaft spielt sie im Sturm, in Duisburg heuerte sie als Abwehrspie­lerin an,

Wie viele Millionen Iren, die nicht auf der Insel leben, plagt auch Claire O’Riordan schon jetzt das Heimweh. „Meine Schwester hat zwei Töchter. Die fehlen mir“, sagt die Fußballeri­n, die auch schon Pläne für ihre Zukunft nach der aktiven Zeit hat. Sie möchte Trainerin werden. Und auch in diesem Job magische Momente erleben.

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FOTO: TANJA PICKARTZ Claire O’Riordan ist seit dieser Saison für den MSV Duisburg am Ball.

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