Orgelfestival: Feine Klänge zur Meditation
(nl) In gedämpftem Licht betrat man den Kirchenraum, Spots warfen blaue Akzente in die Kuppel und die Seitenschiffe. Innerhalb der Reihe „Ruhe.Punkt“in der Oberkasseler Kirche St. Antonius waren in Verbindung mit dem IDO-Orgelfestival Improvisationen des Haus-Kantors Markus Hinz zu hören.
Kirchenmusik hält die Improvisationskunst seit Jahrhunderten hoch, wird sie doch tagtäglich im Gottesdienst gebraucht. Markus Hinz ist ein Meister dieses Fachs. Er begann sein meditatives Konzert mit einer leeren Quinte. Von hier aus erweiterte er den Klangraum behutsam Ton um Ton. Dabei beschränkte er sich auf Klänge ohne Schärfe, setzte ganz auf langsame, organische Entwicklung statt auf Kontraste. Der Fluss der Klänge riss dabei nie ab, selbst in Pausen ging die Musik innerlich weiter. Wohlgesetzte Schläge des obertonreichen Glockenregisters er- gänzten die Klangfarben. Orgelmusik wurde zum Seelenbalsam.
Hinz ging auch ans Klavier. Die erste Improvisation war allerdings sehr gefühlig-konventionell. Die zweite bemühte das Thema Repetition allzu einseitig.
In der zweiten großen Orgelimprovisation zeigte Hinz, dass sein 2012 erbautes Instrument auch elektronisch auf dem neuesten Stand ist. Gespeicherte Tonfolgen wurden wiederholt, durch weitere Linien angereichert, verlangsamt, schließlich ausgedünnt bis sie erstarben. Bisweilen hörte Hinz ebenso versunken dem von ihm angestoßenen Klanggeschehen zu.
Den Meister des Improvisierens erkannte man spätestens daran, dass er die schier unendlichen Möglichkeiten seiner über 100 Orgel-Register äußerst ökonomisch einsetzte. Ein wunderbarer „Ruhe.Punkt“im IDO-Festival.