Berater in turbulenten Zeiten
Es ist schwierig geworden, sein Geld sicher und gleichzeitig gewinnbringend anzulegen. Ohne Risiko geht es nicht, bei großen Vermögen schon gar nicht ohne Beratung. Unabhängige Vermögensverwalter punkten hier, denn sie müssen nicht aus Vertriebsinteressen
Die gesamte Finanzbranche hat einige harte Monate hinter sich. Die Regulierung durch die Finanzmarktrichtlinie Mifid II hat nicht nur dafür gesorgt, dass kräftig in IT und veränderte Abläufe investiert werden musste, auch viele Anleger waren angesichts der Veränderungen verunsichert. Was große Banken allein aufgrund ihrer Größe leichter verkraften können, fällt für kleinere Anbieter auf dem Markt schon mal unangenehmer aus. „Die Regulierung hat im Übermaß zugeschlagen und die Geschäfte bei den Unabhängigen Vermögensverwaltern zum Jahresbeginn erschwert“, berichtet Anja Schlick. Sie ist beim Privatbankhaus Hauck & Aufhäuser für den Geschäftsbereich Financial Assets Deutschland zuständig und damit auch für den Ausbau des Geschäfts mit Unabhängigen Vermögensverwaltern – und hat daher einen guten Überblick über den Markt.
„Der Markt für Unabhängige Vermögensverwalter hat noch ein großes Wachstumspoten- zial“, unterstreicht die Expertin. Der Optimismus kommt nicht von ungefähr, denn Hauck & Aufhäuser gehört zu den wenigen Banken in Deutschland, die sich als Spezialdienstleister für Vermögensverwalter einen Namen gemacht haben.
Unabhängige Vermögensverwalter punkten vor allem damit – wie der Name sagt –,
„Der Markt für Unabhängige Vermögensverwalter hat noch großes Wachs
tumspotenzial“
dass sie nicht auf Vorgaben einer Bank oder eines Finanzinstituts achten müssen, irgendwelche Produkte zu verkaufen, um durch Provisionen die Erträge zu erhöhen. Der Vorteil der Unabhängigkeit ist aber gleichzeitig auch ein Problem, denn immer noch ist der Bekanntheitsgrad in Deutschland niedrig. Hierzulande verwalten sie gerade mal fünf Prozent der Vermögensvolumina. „In der Schweiz oder in den USA haben Vermögensverwalter eine ganz andere Marktstellung, aber das zeigt, wie sich Märkte verändern können, wenn die Anleger erst einmal die Vorteile zu schätzen wissen“, ist Anja Schlick überzeugt.
Denn Vermögensverwalter sind in der Regel ausgezeichnet ausgebildet. „Rund 85 Prozent der heute in der Unabhängigen Vermögensverwaltung tätigen Berater waren zuvor in der Vermögensverwaltung einer Bank oder Sparkasse beschäftigt“, meldet der Verband unabhängiger Vermögensberater (VuV). Die Interessenvertretung der Branche, in der 280 der rund 400 Unabhängigen Vermögensverwalter Deutschlands organisiert sind, sieht genau in diesem Drang nach Unabhängigkeit und der individuellen, persönlichen Betreuung einige wichtige Vorteile gegenüber der klassischen Bankberatung.
Das RP-Finanzforum „Unabhängige Vermögensverwalter“ist daher schon seit vielen Jahren zu einem wichtigen Treffpunkt und Austausch innerhalb der Branche gewor- den. Diesmal versammelten sich 18 Experten am Runden Tisch im Museum Folkwang in Essen, um über die aktuelle Lage der Branche und die Chancen für Anleger zu sprechen.
„Finanzportfoliomanager“, so die moderne Bezeichnung der Unabhängigen Vermögensverwalter, müssen einen Vergleich zum Wealth Management bei einer renommierten Bank nicht scheuen. Im Gegenteil: Bei der Regulierung werden sie den gleichen strengen Regeln unterzogen wie eine Bank (das unterscheidet sie auch stark von anderen freien Beratern, die zwar Finanzprodukte anbieten dürfen, aber keine Vermögensverwaltung). Zugelassen und beaufsichtigt werden sie von der Finanzaufsichtsbehörde BaFin – auch hier gibt es keinen Unterschied zur Bank.
Gleichwohl hat die Regulierung dazu geführt, dass nach Beobachtung von Hauck & Aufhäuser der Markt nicht mehr so stark wächst wie in der Vergangenheit. „Die Zahlen im Markt sind relativ konstant“, berichtet Anja Schlick. „Das liegt auch daran, dass manche ihre Lizenz etwa aus Altersgründen zurückgeben oder viele erst unter ein Haftungsdach gehen und erst später eine Voll-Lizenz als Vermögensverwalter anstreben.“
Und es kommt immer wieder zu Zusammenschlüssen, oft eine logische Folge der Regulierung, die den Kleinen im Markt allein aus Kostengründen das Leben schwer macht. „Die Zusammenschlüsse sind per se positiv zu sehen“, unterstreicht Expertin Schlick. Gleichwohl hat sie beobachtet, dass immer mehr Vermögensverwalter mit eigenen Fonds auf den Markt kommen, um ihre Expertise einem breiten Publikum transparent zu zeigen. „Bei Spezialfonds, etwa in Zusammenarbeit mit der Altersvorsorge für Konzerne oder für andere institutionelle Kunden, haben Asset Manager schon immer eine größere Rolle gespielt“, ergänzt sie.
Für Hauck & Aufhäuser ist diese Entwicklung durchaus positiv. „Veränderungen sind auch eine Chance für uns als Dienstleister: Expertise, Fach- wissen und Qualität in der Beratung von Vermögensverwaltern zahlt sich daher für uns aus.“Ihr Geschäftsbereich hat sich darauf spezialisiert, Vermögensverwalter zu unterstützen. Während diese sich auf ihre originäre Aufgabe, die Vermögensverwaltung und die Beratung ihrer Anleger, konzentrieren, übernimmt die Privatbank Dienstleistungen wie etwa die Verwahrstellen-Funktion. „Diese verwahrt das Geld der Anleger, nimmt umfangreiche Kontrollaufgaben wahr und stellt umfassende Services für Vermögensverwalter bereit.“
Mit dieser Spezialisierung hat sich der Bereich Asset Servicing inzwischen zum größten Bereich innerhalb der Privatbank entwickelt. Und: „Unser Ziel ist ein partnerschaftliches Miteinander mit den Vermögensverwaltern. So können wir uns gemeinsam weiterentwickeln“, betont Anja Schlick.
Mehr Informationen zum RP-Forum „Unabhängige Vermögensverwalter“und weitere Hintergründe finden Sie auf den nächsten Seiten.