Ab etwa 1000 Euro beginnen sehr gute Räder bekannter Marken
leichter Bogen deutet hier etwa auf einen Aufprall hin.
„Kleine, etwa Fingernagel große Dellen etwa am Oberrohr können aber noch verkraftbar sein“, sagt Koßmann. Zeigen sich aber auch noch Risse im Lack an Stellen, die etwas gebogen aussehen – Finger weg! Rost dagegen kann bei Stahl auch normal sein – etwa da, wo das Hinterrad an den Ausfall-Enden eingeklemmt ist.
Wer das Rad nicht komplett auseinander nehmen und hineingucken kann, hebt es zumindest einmal hoch und dreht es. „Rieselt es im Inneren, ist das kein gutes Zeichen“, sagt Koßmann. Vielleicht sind es nur ein paar Metallspäne, vielleicht Rost. Steht so ein Rad 20 Jahre im feuchten Keller, kann in Hohlräumen gesammeltes Wasser die Rohre innen rosten lassen, obwohl von außen noch alles gut aussieht.
Steht die Gabel in einem ungewöhnlich steilen Winkel sehr nah am Unterrohr, sei das oft ein typisches Resultat eines gar nicht so seltenen Auffahrunfalls, sagt Göbbels. Solche Schäden lassen sich auch fühlen. „Einfach im Bereich der Gabel das Unterrohr entlangstreichen und auf Beulen und Dellen achten.“
Um keinen Fehlkauf zu machen, planen Käufer möglichst immer eine Probefahrt mit dem Wunschobjekt, auch schon allein wegen der korrekten Größe. „Denn bei aller Liebe zum Retro-Chic, wenn ich nicht richtig mit dem Rad klarkomme und nicht an die Bremshebel drankomme, ist das ganz weit weg von verkehrssicher“, sagt Koßmann.
Auch gut erhaltene Modelle brauchen zumindest einen Check, um zu prüfen, ob alles noch fest ist und welche Verschleißteile vielleicht bald zu tauschen sind. Der allein kann etwa 30 bis 40 Euro kosten, sagt Göbbels, plus eventuelle Austauscharbeiten.
Die Preisspanne für die Renner selbst ist enorm – von etwa 100 Euro bis zu mittleren fünfstelligen Beträgen. Ein schickes Zweirad für den Sommer gibt es schon für um die 200 Euro. Eventuell sind dann noch zwei-, dreihundert Euro zu investieren, je nach dem was man selber machen kann, so Koßmann.
Typische Einsteigermodelle stammten oft von Marken wie etwa Giant, Motobecane oder Peugeot, die damals den Massenmarkt bedienten, zählt Göbbels auf. „Wenn man Glück hat, sind die auch noch in einem sehr guten Zustand.“Für ihn ein Preis-Tipp für alle, die einfach mal das Fahrgefühl mit so einem alten Rad kennenlernen wollen.
Ab etwa 1000 Euro beginnen sehr gute Räder bekannter Marken, die sich zwischen den 1970ern und 1990ern ernsthafte Amateursportler kauften. So ein solider Einstiegsklassiker ist unter anderem das Modell Champion Mondial von Gazel- le oder das Peugeot PX 10. Weitere gefragte Marken sind Bianchi, Colnago oder Pinarello.
Im Gegensatz zum Hollandrad oder Citybike fährt sich ein Rennrad härter, direkter und der Radler kann am Rennlenker gleich mehrere Griffpositionen und Haltungen Rad einnehmen. Zum Schalten müssen die Hände zu den entsprechenden Hebeln am Unterrohr greifen.
„Auch an Hakenpedale mit Riemchen muss man sich gewöhnen“, sagt Rennrad-Sammler Joachim Faulhaber. Denn wer besonders stilecht fahren will, nutzt zeitgenössische Pedale. Alternativ lassen sich auch alle erdenklichen Pedale, etwa auch Plattformpedale anschrauben. Nicht stilecht, aber gerade im Stadtalltag problemloser.
Stilecht wird es dagegen in zeitgenössischer Sportkleidung. Die lässt sich gebraucht im Netz kaufen und nach einer gründlichen Wäsche auch tragen. Einige Firmen bieten auch Neuware im Retrostil an. Tabu im Alltag: alte Helme. „Diese Sturzringe aus den 1970ern und Styroporschüsseln aus den Neunzigern etwa haben keinerlei Schutzwirkung mehr“, sagt Koßmann. Sie taugen allenfalls zu Schauzwecken oder auf klassischen Ausfahrten – etwa der der L’Eroica in der Toskana.
Zum Vergnügen kann man die Renner natürlich überall fahren, und muss dabei in der Regel auch nicht viel mehr an Wartung investieren als bei modernen Rädern. Nur wenn sie nass werden, die alten Stahlklassiker, putzt man sie am besten alsbald trocken. Und trocken und warm stellen sie ihre Besitzer auch generell besser unter. Manch ein Fan hängt seinen zweirädrigen Liebling auch an die Wohnzimmerwand.