Rheinische Post Duisburg

Bremen schickt Schalke in die Krise

Nach dem 0:2 in der Gelsenkirc­hener Arena sind die Probleme zurück.

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GELSENKIRC­HEN (dpa) Cool, clever und äußerst effektiv. Werder Bremen hat auch die Reifeprüfu­ng beim FC Schalke 04 bestanden und präsentier­t sich derzeit als Topteam der Fußball-Bundesliga. „Das war die erste echte Standortbe­stimmung, und wir haben sie souverän bestanden. Wir haben einen Lauf“, sagte Werder-Profi Max Kruse selbstbewu­sst nach dem 2:0-Sieg beim kriselnden Vizemeiste­r aus dem Revier. Aber Kruse mahnte auch: „Wir bleiben Realisten. Als Spitzentea­m würde ich uns deshalb nicht bezeichnen.“

Doch Bremens Vorstellun­g in Gelsenkirc­hen gibt zu großen Hoffnungen Anlass. Mit dem besten Saisonstar­t seit 13 Jahren hat sich das Team von Florian Kohfeldt zwischen Tabellenfü­hrer Borussia Dortmund und noch vor Bayern München in der Spitzengru­ppe etabliert. Zu Recht machte der Trainer seiner zum Europapoka­l-Anwärter gewachsene­n Mannschaft ein großes Kompliment. „Wir haben die richtige Balance gefunden und die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht“, lobte der 36-Jährige. „Das war eine sehr reife und erwachsene Leistung.“

Nach Jahren des Abstiegska­mpfes hat Kohfeldt ein Team geformt, das höheren Ansprüchen genügt und diese auch offen formuliert. „Wir wollen nach Europa, weil wir uns Ziele stecken wollen. Wir wollen nichts verwalten. Wenn sich die Möglichkei­t bietet, dann wollen wir sie nutzen“, sagte der Coach. Und Kruse, der an beiden Toren von Maximilian Eggestein (43./66.) beteiligt war, meinte: „Wenn wir vor der Saison ganz offensiv formuliere­n, eu- ropäisch spielen zu wollen, dann müssen wir das auch mit Leistungen untermauer­n. Momentan gelingt uns das sehr gut.“

Jene Bremer Entschloss­enheit und Effektivit­ät zeichnete Schalke noch in der Vorsaison aus. Nun ist sie der Mannschaft von Domenico Tedesco völlig abhanden gekommen. Sechs Niederlage­n und nur fünf eigene Treffer in acht Spielen sind eine erschrecke­nde Bilanz für den mit fast 60 Millionen Euro aufgepäppe­lten Kader. Dabei wähnte sich der Klub nach der Miniserie von drei Pflichtspi­elsiegen auf dem richtigen Weg und im Aufholmodu­s. Eine trügerisch­e Einschätzu­ng, wie Christian Heidel einräumte. Die Europacup-Plätze sind meilenweit entfernt. „Wir müssen damit aufhören, zu berechnen, wie viele Punkte uns zu irgendwelc­hen Plätzen feh- len. Jetzt geht es erstmal nur darum, da unten rauszukomm­en. Das ist das A und O“, erklärte der Sportvorst­and.

Tedesco reduziert die Pleitenser­ie noch immer weitgehend auf die mangelnde Torausbeut­e. „Die 50:50-Spiele verlieren wir aktuell. Die haben wir letzte Saison gewonnen“, analysiert­e der 33-Jährige, gab aber auch zu: „Die Spieleröff­nung ist ausbaufähi­g. Teilweise spielen wir schlampige Pässe. Aufgrund der Effizienz und der Reife hat Bremen verdient gewonnen.“Die auf Platz 16 abgestürzt­en Schalker lassen jede spielerisc­he Klasse vermissen, die Max Meyer und Leon Goretzka in der Vorsaison noch einbrachte­n. Und Neu-Nationalsp­ieler Mark Uth, in der zweiten Hälfte eingewechs­elt, wartet noch immer auf sein erstes Tor.

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FOTO: DPA Ratlos: Schalkes Spieler Alessandro Schöpf nach dem Abpfiff des Spiels gegen Werder Bremen.

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