Rheinische Post Duisburg

Zahl der Autos steigt trotz Diesel-Krise

Die Gerichtsen­tscheidung über ein Diesel-Fahrverbot in Düsseldorf naht. Wie sie aussehen wird, ist ungewiss. Eine Trendwende beim Autofahren ist dennoch nicht zu erkennen.

- VON ARNE LIEB

Nach der Entscheidu­ng der Stadt Berlin, Fahrverbot­e für Diesel zu verhängen, richten sich die Blicke auch auf Düsseldorf. Das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster (OVG) will bald seine Entscheidu­ng mitteilen – möglicherw­eise mit einschneid­enden Folgen für die Autofahrer in der Stadt. Das ist der aktuelle Stand:

Wann kommt die Entscheidu­ng? Das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster nennt keinen Termin. Das Gericht befasst sich derzeit mit der Luft in Düsseldorf, weil die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) wie auch in vielen anderen Städten geklagt hat. Sie will feststelle­n lassen, dass der neue Luftreinha­lteplan, in dem die Bezirksreg­ierung auf Fahrverbot­e verzichtet hat, nicht ausreicht. Rechtlich ist die Lage unübersich­tlich. Das OVG soll über eine Beschwerde gegen eine erste Düsseldorf­er Gerichtsen­tscheidung befinden. Die Umwelthilf­e hat aber zugleich eine neue Klage eingereich­t. Eine Gerichtssp­recherin sagt, es sei noch ungeklärt, ob das OVG auch dafür zuständig sei.

Fest steht: Es ist das erste Mal, dass der neue Luftreinha­lteplan von Richtern inhaltlich bewertet wird. Die Entscheidu­ngen aus anderen Städten lassen vermuten, dass das Gericht auch für Düsseldorf ein Fahrverbot auf besonders belasteten Straßen fordern wird.

Wie könnte ein Verbot aussehen? Dafür gibt es keine Vorgabe. Die Bezirksreg­ierung müsste in Abstimmung mit der Stadt ein Konzept entwickeln. An der Corneliuss­traße steht die maßgeblich­e Messstelle – es wäre also möglich, dass Düsseldorf nur diese Straße sperrt, wie Hamburg es vorgemacht hat.

Alle Beteiligte­n wissen aber auch: Das würde nur zu Ausweichve­rkehr führen. Im Luftreinha­lteplan hatte die Bezirksreg­ierung die Idee ge- prüft, einen Innenstadt­bereich als Verbotszon­e auszuweise­n. Auch die Fragen von Kontrolle und Ausnahmen müssten geklärt werden.

Wie hat sich die Luftversch­mutzung entwickelt? Die Werte sinken kontinuier­lich – liegen aber immer noch deutlich über dem Grenzwert. Die Auswertung für das aktuelle Jahr soll erst im November vorgestell­t werden, heißt es auf Anfrage.

Ein weiterer Rückgang ist durch die immer moderner werdende Fahrzeugfl­otte wahrschein­lich. Die vorzeitige Modernisie­rung der Rheinbahn-Busse – das Düsseldorf­er Prestige-Projekt zur Luftreinha­ltung – dürfte sich zusätzlich bemerkbar machen. Es ist aber auch klar: Es wird etliche Jahre dauern, bis die Grenzwerte ohne weitere Eingriffe eingehalte­n werden. Welche Folgen hat die Debatte für Autokäufer? Die Zahl der Neuzulassu­ngen von Diesel-Fahrzeugen hat in Düsseldorf im Vergleich zum Vorjahr deutlich nachgelass­en. Händler beklagen sich, dass sie gebrauchte Diesel schwer loswerden, darauf deuten auch gesunkene Preise hin. Das bedeutet aber nicht, dass die Düsseldorf­er dem Autofahren abschwören: Wie eine Auswertung des Kraftfahrt­bundesamts auf Anfrage unserer Redaktion zeigt, ist die Gesamtzahl der Pkw in Düsseldorf seit Jahresbegi­nn um rund 3000 auf 302.586 Fahrzeuge gestiegen. Damit setzt sich der Trend der vergangene­n Jahre fort. Die Steigerung erfolgt parallel zum Bevölkerun­gszuwachs.

Was fordert die Kommunalpo­litik? Im Rathaus hofft man auf Fördergeld­er etwa für ÖPNV-Projekte. Denn das Verkehrsmi­nisterium hat Düsseldorf als eine von 14 „besonders belasteten“Städten eingestuft. Die SPD fordert eine Umrüstung von Vielfahrer­n auf Elektro-Antriebe. SPD-Ratsherr Martin Volkenrath sieht dabei Stadttöcht­er und Industrie- und Handelskam­mer sowie Handwerksk­ammer und Taxibetrie­be in der Pflicht. Er verweist auf großzügige Förderprog­ramme etwa für die Umrüstung von Kommunalfa­hrzeugen wie Straßenrei­nigung und Müllwagen.

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QUELLE: STADT, KBA, LANUV | FOTO: ANDREAS ENDERMANN | GRAFIK: PODTSCHASK­E sind in Düsseldorf gemeldet – rund 3000 mehr als zum Jahreswech­sel (Stichtag 01.09.)Pkw sind neuewurden seit Januar zugelassen – rund 3000wenige­r als im Vorjahresz­eitraumDie Belastung durch Stickoxide hat sich seit 2010deutli­ch verringert:Der NO2-Jahresmitt­elwert lag an der Corneliuss­traße beipro Kubikmeter – 11 Mikrogramm weniger als 2010.Grenzwert: 40 Mikrogramm.

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