Stimmgewaltiger Swing im Kulturspielhaus
Der stets gern gesehene Gast, die New Orleans Jazz Band of Cologne, brachte mit Tricia Boutté eine echte Verstärkung ins Rumelner Kulturspielhaus mit.
RUMELN-KALDENHAUSEN (sado) Eine richtige Fangemeinde hat sich eingefunden. Seit unzähligen Jahren besteht eine innige Verbindung zwischen den Veranstaltern des Kulturspielhauses in Rumeln und der New Orleans Jazz Band of Cologne. „Ich kenne den Tim noch als Achtjährigen, da hat er Getränke ausgetragen“, erinnert sich der Jazz-Schlagzeuger Reinhard Küpper. Heute macht Tim Pügner als Veranstalter den Sound und das Licht im Rumelner Kulturspielhaus. Und das ziemlich gut, denn es ist gar nicht so einfach, die Vielzahl der Instrumente, die von Banjo über Klarinette bis zur Posaune reichen, mit dem Mikrofon abzunehmen.
Nostalgie auch im Publikum, Jazz-Liebhaber Erich Hess aus Buchholz hat die siebenköpfige Kölner Combo schon vor 20 Jahren gesehen: „Da hießen sie noch Maryland Jazz Combo of Cologne.“Stimmt. Nach dem Tod ihres Bandleaders Gerhard „Doggy“Hund vor drei Jahren benannten sie sich dann nach der Jazz-Metropole in Louisiana, die musikalische Leitung übernahm der Engländer John Deferary. „Und den kenne ich noch als Mitglied bei der Papa Bue‘s Viking Jazz Band!“, spielt Hess sein Insider-Wissen aus.
Hier in Rumeln gibt es gepflegt was auf die Ohren. Stargast ist die 50-jährige Tricia Boutté, eine Sängerin aus dem amerikanischen Blues-Delta. Und die zeigte den Jazz-Veteranen direkt, wie viel Power sie in ihrer bluesigen Röhre hat. Bei „Shake that thing“wackelt sie selbst mit ihren ausladenden Hüften und reißt ihre gestandenen Mitstreiter mit, es auch zu tun.
Gerade die Bläserfraktion mit John Deferary an der Klarinette, dem Trompeter Bruno van Acoleyen und dem Belgier Bart Brouwer an der Posaune versteht sich blind, so werden aus den Stücken schon mal Fünf-Minuten-Nummern, wenn sie sich gegenseitig die Solos zuschanzen. Der Streifzug durch die Straßen von New Orleans nimmt so manchen Standard mit, genauso wie aber Klassiker im Programm der acht Musiker stehen.
„A kiss to build a dream on“, von Louis Armstrong aus den 1950er-Jahren gehört dazu. „Das Stück habe ich zum ersten Mal gehört, da war ich 15 Jahre alt, es war in einer Coca-Cola-Werbung“, erinnert sich Sängerin Tricia Boutté und singt schwelgerisch: „Give me a kiss for just a moment.“Das musikalische Highlight des swingenden Abends war das Stück „You‘ve changed“, was die große Diva Billie Holiday interpretiert hatte. Vielleicht ein bisschen rauchiger kommt es rüber als bei Holiday, dafür hat Tricia Boutté eine unergründliche Tiefe in ihrer Stimme – und die Jazz-Musi- ker verwandeln es von einer Orchesterfassung in eine feine New-Orleans-Version.
Weitere schöne Jazz-Standards wie „Ball in a jack“oder „The weary Blues“folgen, und auch die Rhythmus-Musiker mit Pianist Georg „Schröder“Dercks und Schlaggitarrist Hans-Martin Schöning zeigten ihre Qualitäten an ihren Instrumenten. Es gab reichlich Applaus für die Musiker.