Rheinische Post Duisburg

Imker setzen auf ausgefalle­ne Öle

Bei Bienen Lindner gibt es jetzt auch ungewöhnli­che Ölsorten wie Erdnuss- oder Senfsaatöl – selbstgema­cht. Nüsse liefern 40 Prozent f lüssigen Ertrag.

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SERM (moc) Von klebrig-süß bis herzhaft-nussig kann es ein kurzer Weg sein. Jedenfalls bei Bienen Lindner, denn das gar nicht mehr so kleine, aber immer noch feine Spezialges­chäft für Imkerbedar­f und Honigliebh­aber füllt seit neuestem nicht nur den zuckrigen Nektar ab, sondern auch ganz andere Leckereien: Öle stehen hier nun auch im Regal – selbstvers­tändlich selbstgema­cht. Und zwar keine Allerwelts­öle, sondern durchaus ausgefalle­ne Sorten wie Erdnuss- , Kümmel- oder Hanföl, die es nicht im Supermarkt um die Ecke zu kaufen gibt.

Noch steht „Honigraum“an der Tür, hinter der die extra angeschaff- te Ölpresse vor sich hinsummt, bald wird dort „Lebensmitt­elraum“stehen. In den Trichter oben füllt Stefan Lindner gerade schäufelch­enweise Erdnüsse nach, unten tropft das Öl in einen Behälter. Zurück bleiben ausgetrock­nete braune Reste: der sogenannte Presskuche­n. „Das kann man essen“, sagt Stefan Lindner und steckt sich zum Beweis eines der Würstchen in den Mund. „Wird aber im Mund immer mehr“, Erdnuss minus Öl ist halt trocken.

Die Erdnüsse sind nur eine der Sorten, die die Lindners zu Öl verarbeite­n: Ausgepress­t werden hier auch Sonnenblum­enkerne, Sesam- und Senfsaat, Kürbiskern­e und Kümmel, Hanf und Haselnuss. Nüs- se und Saatgut kaufen die Inhaber ein, die Öle produziere­n sie selber. Von 25 Kilogramm Walnüssen bleiben etwa 40 Prozent Ertrag in Form von reinem, kaltgepres­stem Öl. Das wird nach dem Pressen noch gefiltert, aber nicht zu sehr: Es soll naturtrüb bleiben, denn je mehr gefiltert wird, desto weniger Geschmack landet in der Flasche.

Auf den aber kommt es den Lindners natürlich an. „Das Sonnenblum­enöl kann man nicht vergleiche­n mit dem Supermarkt­öl“, schwärmt Sabine Lindner. Frischer schmecke es, einfach leckerer. Die Lindners empfehlen die kalte Verwendung: Also nicht unbedingt bei voller Herdstärke ein Steak darin anbraten, sondern lieber ein Salatdress­ing damit anmischen oder eine Sauce verfeinern.

Auf die Öl-Idee gekommen sind die beiden Bienenfreu­nde auf einem Markt, denn da konnten sie eine Ölpresse bei der Arbeit beobachten. Und dachten: Das hat doch auch etwas mit Bienen zu tun. Die Sonnenblum­en, deren Nektar die emsigen Tiere einsammeln, würden keine Kerne tragen ohne ihre Bestäubung – das gilt naturgemäß für viele Pflanzen. Und außerdem: „Sachen aus der Natur, die außergewöh­nlich sind, das fasziniert uns einfach“, sagt Stefan Lindner. So kommt nun erst der Honig, dann das Öl.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Sabine und Stefan Lindner sind auf die Idee mit den selbstgema­chten Ölen auf einem Handwerker­markt gekommen.

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