Versender von Briefbomben soll Anhänger Trumps sein
WASHINGTON Auf der Suche nach dem Absender von mittlerweile zwölf ominösen Briefbomben an prominente Kritiker Donald Trumps hat die Polizei in Florida einen Verdächtigen festgenommen. Nach Angaben des FBI handelt es sich um Cesar Sayoc junior, einen 56-Jährigen aus Aventura, einer Kleinstadt nördlich von Miami. Sayoc, berichten amerikanische Medien, hat ein umfängliches Vorstrafenregister, das von Diebstahl über Betrug bis hin zu Drogenbesitz reicht. Bereits 2002 war er wegen einer Bombendrohung verhaftet worden. Er soll Mitglied der Republikanischen Partei sein, nach Schilderungen von Nachbarn ein glühender Anhänger von Präsident Trump. Ob Sayoc, falls er denn der Täter war, auf eigene Faust handelte oder als Teil einer Gruppe, blieb zunächst offen.
In den Stunden vor der Verhaftung am Freitag hatten die Ermittler ein Logistikzentrum der Post in Opa-Locka im Süden Floridas unter die Lupe genommen. Offenbar gab es Anhaltspunkte, nach denen zumindest einige der abgefangenen Briefe in der Satellitenstadt am Rande der Millionenmetropole aufgegeben worden sind. Ein weiterer Fund, am Freitagmorgen, schien den Verdacht zu bestätigen: Im Süden Floridas wurde ein gepolsterter Um- schlag samt Rohrbombe entdeckt, der Cory Booker, einen Senator aus dem Ostküstenstaat New Jersey, erreichen sollte. Booker wird seit Längerem als möglicher Präsidentschaftskandidat des Jahres 2020 gehandelt. Kurz darauf der nächste Alarm, diesmal auf einem Postamt in New York, wo Polizisten einen verdächtig dicken Brief an James Clapper konfiszierten. Clapper, einst Koordinator der Geheimdienste, analysiert inzwischen für den Sender CNN das Weltgeschehen.
Während die Rohrbomben in einem FBI-Labor in Virginia untersucht werden, warnte der Chef der New Yorker Polizei davor, den Fall auf die leichte Schulter zu nehmen. Man gehe nicht von einem Spaß, sondern von echten Sprengsätzen aus, „dies ist etwas, was wir sehr ernst nehmen sollten“, sagte James O‘Neill. Anhänger des Präsidenten streuten die These, wonach der Drahtzieher nicht im Lager der Freunde Trumps zu suchen ist, sondern unter dessen Gegnern: Ein Anonymus versuche die Republikaner in der heißen Phase des Kongresswahlkampfes in die Defensive zu bringen. Bevor die Festnahme Sayocs diese Theorie ad absurdum zu führen schien, hatten die Behörden Spekulationen mit der lakonischen Bemerkung kommentiert, dass man nichts ausschließe, solange die Untersuchung noch laufe.