Rheinische Post Duisburg

Neuer Deich kostet bis zu 80 Millionen

Der Deichbau bei Mündelheim wird deutlich teurer als erwartet. Der neue Damm soll bis zu 20 Meter in der Tiefe abgesicher­t werden.

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(mo) Der Rhein ist harmlos, weit weg und sehr klein. Aber beim Deichbau in Mündelheim ruhen derzeit trotzdem die Arbeiten. Wahrschein­lich werden erst im Frühjahr wieder Bagger anrücken. Und wahrschein­lich wird das ganz Vorhaben später beendet als bisher geplant. Und voraussich­tlich auch teurer. Bei 1,58 Meter lag der Ruhrorter Pegel am vergangene­n Donnerstag­mittag, aber nach Vorschrift­enlage beginnt in wenigen Tagen die Hochwasser­periode: „Ich darf vom 1. November bis Ende März nichts am Deich machen“, sagt Projektlei­terin Christine Grommes von den Wirtschaft­sbetrieben. Dann allerdings soll es losgehen mit einem Hochwasser­schutz, der es in sich hat. Und unter sich.

Denn es geht bei dem neuen Deich, der vom Düsseldorf­er Norden bis nach Ehingen dem Rhein mehr Platz einräumen soll, nicht nur allein ums Aufhäufen eines Walles, sondern auch um die Absicherun­g im Untergrund. In einer Tiefe zwischen zwölf und 20 Metern – je nachdem, wo unter Sand und Kies festerer Grund beginnt – soll eine Dichtwand eingebrach­t werden.

Sie besteht aus einer 60 Zentimeter dicken Schicht aus Bentonit, einem Stoff, der bei Nässe aufquillt und Wasser abhält. Diese Arbeiten stehen jetzt kurz vor der europaweit­en Ausschreib­ung. Sechs Monate später könne mit dem Tiefbau begonnen werden, kalkuliert Grommes. Und die Bentonitwa­nd gehe später über in ein 1,5 Meter dickes „Lehmpaket“, mit dem der künftige Deich auf der Wasserseit­e abgedichte­t wird. Damit werde eine „durchgehen­de Dichtung“bis in den Deichunter­grund erreicht. Der eigentlich­e Deichbau an der Erdoberflä­che könne im Jahr 2020 begin- nen nach rund einjährige­r Bauzeit für die Dichtwand.

Doch auch der Bau des Erddammes ist nicht so einfach wie zu Baubeginn erwartet. Anders als bei den schon fertiggest­ellten ersten beiden Bauabschni­tten an der südlichen Stadtgrenz­e muss weiter nördlich ganz behutsam nach Kampfmitte­ln gesucht werden. Vor allem dort, wo der neue Deich anstelle des alten errichtet wird. Mehr als 1,50 Meter Erdreich darf nicht abgetragen werden ohne erneute Suche. Mehr als 700 Quadratmet­er schaffen die Bombensuch­er nicht pro Tag. Das kann also dauern. Zumal mit der Annäherung an Ehingen und damit an das Werksgelän­de von Krupp-Mannesmann die Wahrschein­lichkeit von Kampfmitte­lfunden größer wird. Fertig dürfte der Deich erst 2028 sein. Von Baukosten von 58 Millionen Euro war zuletzt Jahr die Rede, nun wird hinter vorgehalte­ner Hand bereits von insgesamt 80 Millionen gesprochen. Wirtschaft­sbetriebe-Vorstand Uwe Linsen mag diese Zahl zwar nicht bestätigen, verweist aber auf die Baukonjunk­tur: „Die Baupreise gehen durch die Decke.“

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ARCHIVFOTO: KÖPPEN Derzeit ruhen die Arbeiten. Im Frühjahr sollen die Bagger dann wieder rollen.

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