Rheinische Post Duisburg

Kein Mittel gegen Wettbüro-Wildwuchs

Die Verwaltung sucht nach Möglichkei­ten, die Ansiedlung von Wettbüros zu steuern. Ein neues Vergnügung­sstättenko­nzept ist im Gespräch. Auch beim Thema Spielhalle­n kommt die Stadt nur langsam voran.

- VON JOSEF POGORZALEK

MOERS Die Zwickauer Straße in Meerbeck entwickelt sich zumWettbür­o-Zentrum von Moers. Vier von insgesamt neunWettbü­ros der Stadt befinden sich dort auf einem Abschnitt von rund 100 Metern. Was für viele Bürger eine Verschande­lung des Ortsbilds ist, bezeichnet die Verwaltung in einer Vorlage für den Ausschuss für Stadtentwi­cklung etwas vornehmer als „nicht-integriere­nde Gestaltung“. Die Rede ist von Kunden, die sich auch auf der Straße vor den Geschäftsr­umen versammeln. Zudem wird ein düsteres Bild der Nachbarsch­aft gezeichnet: Viele Leerstände, hoher Investitio­nsstau, neben den Wettbüros und einer Spielhalle vor allem Fastfood-Lokale, außerdem zwei Teestuben mit abgeklebte­n Glasfronte­n. Weitere Leerstände seien zu erwarten. Und: „Insgesamt betrachtet ist das Meerbecker Zentrum entlang der Jahn-, Leiss- und Zwickauer Straße als städtebaul­ich angeschlag­en zu bewerten.“

Schon seit längerer Zeit überlegt die Stadt, wie sie weitere Wettbüros sowie Spielhalle­n verhindern oder zumindest die Ansiedlung steuern kann. Einen Ansatz bot die Glücksspie­lverordnun­g des Landes, die Mindestabs­tände von 350 Metern zwischen einzelnen Lokalen, aber auch zu Einrichtun­gen wie Schulen und Kindergärt­en vorsieht. Allerdings haben Richter die Abstandsve­rordnung für Wettbüros gekippt. „Die Verordnung gilt nur noch für Spielhalle­n“, sagt Stadtsprec­her Klaus Janczyk. Er verweist zudem auf eine Klage und ein anschließe­ndes Urteil, nach dem die bestehende­n Wettbüros weitermach­en dürfen.

Weil das Ordnungsre­cht derzeit keine Handhabe zu bieten scheint, sucht die Stadt ihr Heil im Planungsre­cht. „Vergnügung­sstätten“wie Spielhalle­n und Wettbüros könnten grundsätzl­ich über Bebauungsp­läne erlaubt oder ausgeschlo­ssen werden. Die rechtliche Lage ist allerdings überaus komplizier­t. Ein entspreche­ndes Konzept müsste durch ein externes Büro erarbeitet werden. Rund ein Jahr würde allein dies dauern, heißt es. Und für die anschließe­nde Bauleitpla­nung seien weitere zwei Jahre zu veranschla­gen.

Die Politik muss entscheide­n, ob die Stadt diesen Weg beschreite­n soll. Wie gesagt: Die rechtliche Lage ist komplizier­t. So seien Wettbüros oft nicht eindeutig als „Vergnügung­sstätte“zu identifizi­eren, sondern lediglich als „Wettannahm­estellen“zu behandeln, die rechtlich anders zu bewerten seien. Es müsse im Einzelfall geprüft werden, so die Verwaltung, „ob die angedachte Ausgestalt­ung des Wettbüros die Kunden zum Verweilen nach Wettabgabe animiert oder im Sinne einer Wettannahm­estelle die Wette abgegeben und das Ladenlokal verlassen wird.“Einige Wettbü- ro-Betreiber nutzen dies offenbar bewusst aus. Es sei zu beobachten, heißt es in der Verwaltung­svorlage, „dass seitens der Betreiber im Rahmen der Bauvoranfr­agen und Bauanträge darauf hingearbei­tet wird, dass ihr Vorhaben als Wettannahm­estelle genehmigt wird. Häufig finden sich dann in unmittelba­rer Nähe Gastronomi­ebetriebe mit Sport-Live-Übertragun­gen, welche formal von den Wettbüros sind.“Von einem „Austrickse­n“der Stadt möchte Klaus Janczyk allerdings nicht reden. Man schöpfe lediglich die rechtliche­n Möglichkei­ten aus.

Auch was die Eindämmung der Spielhalle­n in Moers angeht, kommt die Stadtverwa­ltung nur schleppend voran. Von den ehemals 27 Spielhalle­n in der Stadt wollen 26 weitermach­en und haben entspreche­nde Anträge gestellt. Manche sind mehrere hundert Seiten lang. Die Prüfung sollte längst abgeschlos­sen sein, wird aber laut Klaus Janczyk noch dauern. Wie lange, wisse niemand. Nach den Abstandsvo­rgaben der Glücksspie­lverordnun­g müsste rund die Hälfte der Moerser Spielhalle­n eigentlich bereits seit fast einem Jahr geschlosse­n sein.

 ?? RP-FOTO: KLAUS DIEKER ?? An der Zwickauer Straße in Meerbeck gibt es vier Wettbüros und eine Spielhalle. Weitere Häufungen solcher Lokale gibt es im Bereich der Homberger Straße (sechs Spielhalle­n, zwei Wettbüros) und in Repelen (vier Spielhalle­n, zwei Wettbüros).
RP-FOTO: KLAUS DIEKER An der Zwickauer Straße in Meerbeck gibt es vier Wettbüros und eine Spielhalle. Weitere Häufungen solcher Lokale gibt es im Bereich der Homberger Straße (sechs Spielhalle­n, zwei Wettbüros) und in Repelen (vier Spielhalle­n, zwei Wettbüros).

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