Pfaffs Hof
Linierte und karierte Hefte (DIN A5), ein Vokabelheft für Englisch (DIN A6), ein Notenheft für den Musikunterricht und ein Hausaufgabenheft (DIN A5). Für die Klassenarbeiten in Deutsch, Englisch und Mathematik gab es besondere schwarze Hefte mit Aufklebern, auf denen der Name der Schule stand.
Ein Zeichenblock (DIN A3) und eine Zeichenmappe. Ein Patronenfüller (Pelikan oder Geha), zwei Bleistifte (HB), ein Radiergummi, ein Anspitzer (möglichst aus Metall), ein Lineal (30 cm) und ein Deckfarbkasten (mit Deckweiß).
Dann brauchte ich noch einen Turnbeutel und Turnzeug (rotes Hemd und schwarze Shorts) und Turnschuhe (Leinen, helle Sohlen).
Mutter machte ein langes Gesicht. „Was das wohl alles kostet . . .“
Sie hatte mir auch noch ein bedrucktes Blatt gegeben. „Auszug aus der Schulordnung“stand oben dr- über.
In der Schule verhielt man sich ruhig und gesittet, es wurde weder gelaufen noch laut gerufen.
Auf ordentliche, saubere Kleidung und solides Schuhwerk legte man besonderen Wert.
Das Tragen von langen Hosen war nicht erlaubt. Sollte das aber aufgrund extrem kalter Witterung dennoch nötig sein, war über den langen Hosen ein Rock anzuziehen.
Während der Pausen durfte sich niemand in den Klassenräumen aufhalten.
Die große Pause verbrachten alle Schülerinnen auf dem Hof.
Nur bei schlechtem Wetter war der Aufenthalt in der Pausenhalle gestattet.
Die Schülerinnen hatten alle Lehrkräfte mit einem Knicks zu grüßen.
Ich bekam Herzklopfen. Das hörte sich alles so streng an.
Mutter hatte mich mit der Schulordnung allein gelassen.
Sie war in die Spülküche gegangen, weil sie sich um ihre Monatsbinden kümmern musste. Morgen war Waschtag, und bevor die Binden mit der anderen Weißwäsche gekocht wurden, mussten sie in kaltem Salzwasser eingeweicht werden, damit das Blut besser rausging.
Ich fand ihre Stoffbinden ein bisschen fies. Sie mussten in einen besonderen „Monatsgürtel“eingeknöpft werden, durch das Waschen wurden sie hart und krumpelig, und sie rochen nie wirklich frisch.
Barbara hatte moderne aus Zellstoff, die man einfach wegwarf, wenn sie vollgeblutet waren.
Mutter trocknete sich die Hände an der Schürze ab.
„Darüber müssen wir auch mal sprechen.“
„Worüber?“
„Über deine Periode. Das kann jetzt bald losgehen.“ „Das weiß ich doch alles schon.“Sie sollte mich in Ruhe lassen! „Wirklich? Und das andere? Das mit dem Kinderkriegen . . .?“
Ich wurde rot. „Das weiß ich auch schon lange. Aus der ,Bravo’.“
„So, so.“Sie grinste und zwinkerte mir zu.
Ich schaute weg. Sie sollte das seinlassen, das war ekelhaft.
„Na gut. Übrigens, Liesel hat euch noch einmal eingeladen, Barbara und dich.“
Oh nein!
„Und Wim meint auch, das wäre schön für euch. Wenn du erst auf dem Gymnasium bist, werdet ihr euch wahrscheinlich überhaupt nicht mehr sehen.“
Ich dachte mir, dass „Wim“von unseren Ferien in Köln nicht begeistert wäre, wenn er wüsste, was Liesel so trieb.
(Fortsetzung folgt)