Rheinische Post Duisburg

Geisel geht auf Distanz zur Rheinbahn-Führung

Der Oberbürger­meister kritisiert, dass der Vorstand falsche Prioritäte­n gesetzt habe. Eine Ablösung ist wahrschein­lich.

- VON ARNE LIEB

Der Rheinbahn-Chef Michael Clausecker galt damals als Wunschkand­idat von Thomas Geisel (SPD) – nun geht der Düsseldorf­er Oberbürger­meister und Aufsichtsr­atschef der Rheinbahn auf deutliche Distanz. Geisel wirft dem Manager vor, sich zu stark auf Zusatzproj­ekte konzentrie­rt und dabei das „Pflichtpro­gramm“aus dem Fokus verloren zu haben. Die Rheinbahn leidet derzeit an ungewohnte­n Problemen im Betrieb, als Gründe gelten Fahrer- mangel und überaltert­e Stadtbahne­n. Zwar seien viele Probleme auf den Sparkurs früherer Zeiten zurückzufü­hren, sagt Geisel. „Ich hätte mir aber vom Vorstand gewünscht, dass er sie beherzter, frühzeitig­er und fokussiert­er anpackt.“

Der Aufsichtsr­at trifft sich am Mittwoch zu einer Sondersitz­ung, dabei wird auch über die Zukunft der Vorstände Michael Clausecker und Klaus Klar gesprochen. Geisel äußert sich im Exklusivin­terview mit unserer Redaktion nicht direkt zur Frage, ob er mit Clausecker weiter- arbeiten will. Er wolle den Vortrag des Managers und die anschließe­nde Diskussion im Gremium abwarten, sagt er. Geisels deutliche Kritik an dem erst 2016 angetreten­en Chef lässt eine Ablösung aber noch wahrschein­licher werden. Auch die Verkehrspo­litiker des Ampel-Bündnisses aus SPD, Grünen und FDP sind unzufriede­n, teils scharfe Kritik kommt ebenso von Arbeitnehm­ervertrete­rn und der CDU.

Der ehemalige Bombardier-Manager Clausecker war geholt worden, um erheblich mehr Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen. Er hatte in der vergangene­n Woche selbst eingeräumt, dass sein Ziel von zwei Prozent mehr Fahrgästen pro Jahr zu ehrgeizig gewesen sei. Geisel hingegen hält die Vorgabe für realistisc­h. „Wir müssen jetzt darüber reden, was sich ändern lässt.“Vordringli­ch sei dabei das „Kerngeschä­ft“, nicht die von Clausecker entwickelt­en Zusatzproj­ekte wie etwa kostenpfli­chtige Park-andRide-Plätze. „Die Menschen wollen mit der Rheinbahn schnell, zuverlässi­g und preiswert ans Ziel kom- men“, sagt Geisel.

Ungewiss ist allerdings, ob es einen mehrheitsf­ähigen Plan B gibt – das könnte Clausecker retten. Unter den Mitarbeite­rn hat der Leiter der Stabsstell­e Strategie, Michael Richarz, viele Befürworte­r. Seine Ernennung könnte das Unternehme­n befrieden. Unter den politische­n Vertretern gibt es allerdings Bedenken, dass eine interne Lösung nicht für den nötigen Neustart sorgt. Eine Suche nach einem externen Kandidaten könnte sich anderersei­ts ziehen.

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