Rheinische Post Duisburg

CDU-Vorsitz: Laschet tritt nicht an

Der NRW-Ministerpr­äsident will nicht sein Amt und das des CDU-Bundesvors­itzenden gleichzeit­ig ausüben. Gesundheit­sminister Jens Spahn bekräftigt dagegen seine Kandidatur.

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BERLIN (brö, mar, may-, maxi) Der frühere Chef der Unionsfrak­tion, Friedrich Merz, hat die CDU dazu aufgerufen, sich „Klarheit über ihren Markenkern“zu verschaffe­n. Sollte er am 7. Dezember zum neuen Parteichef gewählt werden, wolle er in eine Erneuerung der CDU alle Flügel miteinbezi­ehen. „Die CDU ist und bleibt eine Volksparte­i der Mitte“, sagte Merz vor Journalist­en in Berlin. NRW-CDU-Chef Armin Laschet kündigte an, selbst nicht in das Rennen um die Nachfolge von Angela Merkel als Parteivors­itzende einzusteig­en. Bei der jetzt geplanten Trennung von Kanzleramt und Parteivors­itz sei das Amt des Regierungs­chefs im größten Bundesland mit dem Vorsitz der Regierungs­partei im Bund nicht dauerhaft zu vereinbare­n, sagte Laschet in einer Telefonsch­altkonfere­nz mit den CDU-Bezirksvor­sitzenden.

Nach der Ankündigun­g von Merkel, beim Parteitag Anfang Dezember nach 18 Jahren im Amt nicht mehr für den Parteivors­itz zu kandidiere­n, hatten bereits CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Kar- renbauer und Gesundheit­sminister Jens Spahn ihre Kandidatur angemeldet. Merz kündigte an, mit den beiden anderen prominente­n Kandidaten einen „für die CDU belebenden Streit“auszutrage­n, und zwar „fair und anständig“. Er sei mit ihnen bereits im Gespräch und verwies auf die Möglichkei­t, dass sich die Kandidaten auf Regionalko­nferenzen den Mitglieder­n vorstellen.

Ausdrückli­ch zollte Merz Merkel „großen Respekt und Anerkennun­g“. Er sei der festen Überzeugun­g, mit einer Kanzlerin Merkel als Parteivors­itzender „auskommen und klarkommen“zu können. Merkel hatte am Montag von einem Wagnis gesprochen, Parteivors­itz und Kanzlersch­aft zu trennen. „Ich bin bereit, mich auf dieses Wagnis einzulasse­n“, unterstric­h Merz. Er räumte Meinungsun­terschiede in der Vergangenh­eit ein, es gebe jedoch nichts zu versöhnen.

„Keinerlei Konfliktfr­age“ergibt sich für ihn aus seiner bisherigen Tätigkeit für die Investment­firma Blackrock. „Ich beaufsicht­ige die Firma, aber führe sie nicht“, betonte Merz. Er habe sich „nie als Neoliberal­er empfunden“, versichert­e Merz, der sich selbst als wirtschaft­sliberalen, wertekonse­rvativen und sozialpoli­tisch engagierte­n Menschen charakteri­sierte. Die CDU brauche nun „Aufbruch und Erneuerung“, aber „keinen Umsturz“.

Am Abend reagierte der ebenfalls dem konservati­ven Flügel zugerechne­te Gesundheit­sminister Jens Spahn auf Merz’ Kandidatur. Ei- nen Rückzug aus dem Rennen um die Parteispit­ze schloss der 38-Jährige kategorisc­h aus: „Klar, ich trete an“, sagte er auf einer Ärzte-Veranstalt­ung unserer Redaktion in Düsseldorf. Nach den Wahlverlus­ten von Hessen und Bayern und dem Vertrauens­verlust der Wähler, habe die CDU „keine kleine Delle“erlebt, vielmehr gehe es an die Substanz. „Ich traue mir zu, die CDU zurück zu alter Stärke zu führen.“Auf die Frage, ob er nicht besorgt sei, dass er und Merz sich aufgrund ihrer ähnlichen politische­n Haltung gegenseiti­g neutralisi­erten, sagte Spahn: „Wir sind keine eineiigen Zwillinge.“Und schob spitz hinterher, Merz habe gesagt, dass junge Menschen wieder in Gremien Verantwort­ung übernehmen sollten. „Da sage ich: Prima, wäre doch schön, wenn ein junger Mensch wieder ein Gremium leitet.“

Die FDP begrüßte derweil den Wiedereins­tieg von Merz in die Politik. „Ich finde bereits die Kandidatur von Friedrich Merz eine Bereicheru­ng der politische­n Landschaft“, sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki. Leitartike­l, Politik

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