28,6 Millionen Euro für neue Kanäle
Die Wirtschaftsbetriebe haben kalkuliert: Die Straßenreinigungsgebühren in Duisburg steigen im nächsten Jahr um rund zehn Prozent. Die Abwassergebühren werden für Industriekunden deutlich teurer. Die Kosten für die Müllabfuhr sinken geringfügig.
Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) stehen beim Ausbau der Abwasserkanäle vor großen Herausforderungen und müssen hier in den nächsten Jahren Investitionen in Millionenhöhe vornehmen. Das ergab die Gebührenkalkulation für das Jahr 2019, die WBD-Chef Thomas Patermann am Mittwoch vorgestellt hat. Die Preisentwicklung für die Verbraucher gestaltet sich uneinheitlich.
Abwassergebühren Hier gibt es für Industriekunden, die die Reinigung über die Genossenschaften (Lineg, Emschergenossenschaft, Ruhrverband) erledigen, die gravierendsten Änderungen. Dies liegt an einer Änderung der Kostenverteilungsschlüssel. Hier schlägt künftig die Ableitung deutlich stärker zu Buche als die Reinigung. Bei Normalverbrauchern gleicht sich dies indes zumindest teilweise aus: Schmutzwasser kostet künftig 2,44 Euro pro Kubikmeter, zurzeit sind es noch 2,46 Euro. Deutlich teurer wird es dagegen beim Niederschlagswasser, dessen Ableitung zurzeit noch 1,03 Euro pro Kubikmeter kostet, ab
2019 werden es 1,20 Euro sein. Ein Vier-Personen-Haushalt in einem Reihenhaus kommt so nach Angaben der WBD auf Mehrkosten von 70 Cent im Monat beziehungsweise 8,41 Euro im Jahr. Für einen Singlehaushalt in einem Zehn-Parteien-Haus liegt die Steigerung bei 4,95 Euro im Jahr.
„Wir gehen davon aus, dass die Starkregenereignisse deutlich zunehmen werden“, erläuterte Patermann. Dafür müsse das Kanalsystem mit erheblichem Aufwand ertüchtigt werden. Allein für das kommende Jahr sind für den Ausbau von Kläranlagen rund 12,5 Millionen Euro veranschlagt, für den Kanalausbau sogar rund 28,6 Millionen. Die Schaffung von großen Rückstauräumen und Regenüberlaufbecken sollen größere Überschwemmungen verhindern. Entsprechende Bauten haben die Wirtschaftsbetriebe zum Beispiel am Innenhafen, an der Karl-Lehr-Straße in Hochfeld und an der Herzogstraße in Walsum vorgenommen. Die geschaffenen Räume sind bis zu 2,50 Meter hoch.
Künftig werde man aufgrund des Klimawandels hier umdenken müssen, so Patermann. So wird überlegt, beim Projekt 6-Seen-Wedau statt unterirdischen Kanälen offene Gerinne neben den Straßen anzulegen, die wesentlich mehr Wasser ableiten können.
Weitere Kostensteigerungen könnten künftig entstehen, wenn für die Kläranlagen die Reinigungsstufe 4 vorgeschrieben wird, um auch Medikamentenrückstände aus dem Schmutzwasser herausfiltern zu können.
Straßenreinigung Hier steigen die Gebühren deutlich um etwa zehn Prozent. In der Reinigungsklasse B mit einer 15-Meter-Grenze bedeutet das Mehrkosten von 4,80
„Wir gehen davon aus, dass Starkregener
eignisse deutlich zunehmen werden“ Euro im Jahr, bei einem Mehrfamilienhaus und der Reinigungsklasse B wird es etwa um 13,80 Euro teurer. Patermann verweist hier darauf, dass es die letzte Erhöhung 2012 gegeben habe und die Personalkosten seitdem um 22 Prozent, die Verbraucherpreise um acht Prozent gestiegen seien.
Winterdienst An dieser Stelle wird es deutlich günstiger. Zwischen 14 und 17 Prozent sind hier künftig weniger zu bezahlen, weil sich die Zahl der Einsätze zuletzt deutlich verringert haben.
Müllgebühren Hier ändert sich für Verbraucher mit Rolltonnen nur we- nig. Die Leerung der üblichen 80-Liter-Tonne im 14-tägigen Rhythmus verbilligt sich um noch nicht einmal 20 Cent im Jahr. Dagegen wird der sogenannte „Vollservice“, bei dem beispielsweise die Behälter von den Wirtschaftsbetrieben aus den Kellern geholt werden, um drei Prozent teurer. Hier geben die Betriebe die gestiegenen Personalkosten an die Verbraucher weiter.
Sorgen bereitet den Wirtschaftsbetrieben die vielfach nachlässig gehandhabte Mülltrennung. „Es gibt Wohngegenden, da können Sie den Inhalt von gelben und grauen Tonnen gar nicht von einan- der unterscheiden“, so Patermann. Die Häufigkeit der Abfuhrtermine liegt übrigens nicht in der Hand der WBD, sondern ist zunächst Sache des Dualen Systems. Spätestens, wenn die vorgeschriebenen Recyclinquoten weiter erhöht werden, ist die mangelnde Mülltrennung ein Problem: „Gelber“Müll in der grauen Tonne wird einfach mit verbrannt, aber „grauer“Müll in der gelben Tonne kann eben nicht einfach mit recycelt werden. „Wir werden da verstärkt drauf achten müssen und in gravierenden Fällen das Gespräch mit den Eigentümern suchen“, so der WBD-Chef.
Thomas Patermann Geschäftsführer Wirtschaftsbetriebe