Rheinische Post Duisburg

„Schön ist es, wenn die Angehörige­n sagen: Das sieht toll aus. Das ist die letzte Ehre, die man dem Verstorben­en erweisen kann“

- VON CHRISTINA BACHMANN

Angehender Steinmetz

Wenn am Ort der letzten Ruhe ein schöner Stein aufragt, ist Michael Müller zufrieden mit seiner Arbeit. „Das Schönste ist eigentlich, wenn man die Arbeit erledigt hat und das Grabmal auf dem Friedhof steht“, sagt der 33-Jährige. „Wenn die Angehörige­n da waren und sagen: Das sieht toll aus. Das ist die letzte Ehre, die man dem Verstorben­en erweisen kann.“

Müller ist im zweiten Jahr seiner Steinmetz-Lehre. Vorher hatte er als Bäcker und Konditor Brote gebacken und Torten kreiert, ehe er sich dazu entschloss, den Beruf seiner Schwiegere­ltern zu lernen. Als Steinmetz stellt Müller nun nicht nur Grabmale her.

Er baut Treppen oder Küchenarbe­itsplatten und verlegt Fußböden – solange es etwas mit Naturstein, vor allem Sandstein und Granit, zu tun hat. In den Betrieben sind in- zwischen auch Maschinen im Einsatz. Doch Steinmetze müssen an vielen Stellen selbst Hand anlegen. „Es ist körperlich anstrengen­d“, sagt Müller. „Der Stein springt sozusagen zurück und nimmt einem die letzte Kraft. Schon im Mittelalte­r gab es Techniken, wie man diese Härte vom Körper abfedern lassen kann. Das wurde den Steinmetze­n immer weiterverm­ittelt.“

Körperlich­e Fitness ist eine zentrale Voraussetz­ung für Steinmetze. Außerdem sind Freude am handwerkli­chen Arbeiten, ein gutes räumliches Vorstellun­gsvermögen und mathematis­ches Grundverst­ändnis wichtig, erklärt Nina Pörtner, Geschäftsf­ührerin des Berufsbild­ungswerks des Steinmetz- und Bildhauerh­andwerks. Wer Steinmetz werden will, muss kreativ sein, anpacken können und genau arbeiten. Vorausgese­tzt wird formal meist ein Hauptschul­abschluss.

Auszubilde­nde arbeiten im Betrieb, besuchen die Berufsschu­le und ein überbetrie­bliches Ausbildung­szentrum. In den ersten beiden Jahren lernen Steinmetze gemeinsam mit Steinbildh­auern, im dritten Lehrjahr wird fachspezif­isch ausgebilde­t. „Es gibt etwa zehn Berufsschu­len mit sogenannte­n Berufsschu­lfachklass­en für Steinmetze in Deutschlan­d“, sagt Pörtner. „Bis auf die Standorte Köln und Düsseldorf sind alle regionsübe­rgreifend mit Blockunter­richt organisier­t.“

In der Regelausbi­ldung werden Steinmetze erst einmal an ihrem Werkzeug und zur Naturstein­vielfalt geschult, erklärt Olaf Bunger, Leiter des Steinmetzz­entrums Königslutt­er. Die Azubis lernen, wo welcher Stein eingesetzt wird und wie sie Werksteine mit der Hand und maschinell bearbeiten. „Dann gehen wir dazu über, Profilstüc­ke herzustell­en, auch Schrift und Ornamentik gehören dazu.“

Im Baubereich arbeiten die Schüler mit Bodenplatt­en und Treppenstu­fen. Sie müssen Versetzplä­ne lesen und auch mal eine Zeichnung vom Fußboden machen. Typisches Werkzeug eines Steinmetze­s ist der hammerähnl­iche Knüpfel. Ein Ausbildung­sthema sind aber auch Werkzeugma­schinen mit moderner Steuerungs­technik, sogenannte CNC-Maschinen.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany