„108 Häuser“gegen Wohnungslosigkeit
Rund 1200 Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind, suchen jedes Jahr die Beratung des Diakoniewerks auf. Ein Projekt wie „108 Häuser“kann helfen, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen.
Udo Horwat bringt die Situation auf den Punkt: „Es gibt große Wohnungsnot in den Großstädten und es fehlt an bezahlbaren Wohnungen. Der soziale Wohnungsbau kommt da nicht mehr nach“, sagte der Geschäftsführer des Diakoniewerks Duisburg. Gemeinsam mit der Immobilienkauffrau Svenja Lippka, Roland Meier von der Wohnungslosenhilfe im Diakoniewerk und Helmut Baumgart vom Amt für Soziales und Wohnen zog Horwat gestern eine Zwischenbilanz des vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Projektes „108 Häuser“. Denn obwohl in Duisburg rund 10.000 Wohnungen leer stehen und es lediglich eine kleine Gruppe von etwa 15 bis 20 Menschen gibt, die in Duisburg auf der Straße leben, gibt es Handlungsbedarf.
Schließlich gibt es zahlreiche Menschen, die Schwierigkeiten haben, Zugang zum normalen Wohnungsmarkt zu erhalten. Hier hilft seit nunmehr zwei Jahren das Projekt „108 Häuser“, eine Kooperation des Diakoniwerks, des Amtes für Soziales und Wohnen sowie der Gebag. 59 Menschen, verteilt auf 39 Haushalte, haben bisher mit Hilfe dieses Projekts eine Wohnung bekommen, darunter 17 Kinder. Vermittelt wurden 27 Single-Haushalte, zwei Paarhaushalte sowie zehn Familien be- ziehungsweise Alleinerziehende. Die Wohnungen machen insgesamt 2032 Quadratmeter aus.
Von 10.000 leer stehenden Wohnungen in Duisburg sind allein 5000 nach Einschätzung von Helmut Baumgart nicht marktfähig, etwa weil sie heruntergekommen sind oder sich in unmittelbarer Industrienähe befinden. Werden diese doch vermietet, etwa an Zuwanderer aus Südosteuropa, verkommen sie häufig vollkommen zu Schrottimmobilien. Die Eigentümer investieren wenig bis gar nicht in die Substanzerhaltung dieser Häuser. Dann greift die städtische Taskforce ein, erklärt die Immobilie für unbewohnbar, die Mieter müssen raus.
Die Idee des Projekts „108 Häuser“: Bisher leer stehende Wohnungen werden renoviert und an Menschen vermietet, die sonst keinen Zugang zu Normalwohnraum haben. „Wohnungspolitische und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen kommen dabei zusammen“, erläuterte Udo Horwat. Ein Fachmann des Diakoniewerks sieht sich die entsprechende Wohnung an und kalkuliert den Sanierungsbedarf, Handwerker wie Maler, Tischler oder Schreiner der Gesellschaft für Beschäftigungsförderung (GfB) oder des Diakoniewerks richten die Wohnung wieder her. Danach vermittelt Svenja Lippka dann den Wohnraum an Menschen, die von Wohnungs- losigkeit bedroht sind. Gleichzeitig ist sie Ansprechpartnerin für die Hauseigentümer, wenn’s Probleme mit den neuen Mietern gibt. Sie vermittelt gegebenenfalls den Kontakt zu Sozialarbeitern oder Schuldnerberatern – mit einigem Erfolg: „In vielen Fällen konnten wir so Kündigungen oder Zwangsräumungen verhindern“, so Svenja Lippka.
Bisher sind die Menschen alle in Gebag-Wohnungen untergekommen, verteilt auf 16 Stadtbezirke mit Schwerpunkt im Bereich Stadtmitte. Nun wollen die Initiatoren des Projekts versuchen, dafür auch Privateigentümer zu gewinnen. Schließlich sind etwa 68 Prozent der rund 240.000 Wohnungen in Duisburg in privater Hand. „Es wäre für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation“, so Horwat. Denn die Vermieter bekommen Wohnungen saniert und hinterher feste Mieter, und bei Problemen haben sie eine feste Ansprechpartnerin.“Die Renovierungskosten müssten sie zwar tragen, hätten dafür aber auch eine im Wert gesteigerte Immobilie.
Mit insgesamt 320.000 Euro über drei Jahre hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales das Projekt gefördert. „2000 Quadratmeter haben wir jetzt schon vermietet, 3000 haben wir uns zum Ziel gesetzt“, sagt Roland Meier. Die Beteiligten bedauern, dass das Projekt nur noch ein Jahr läuft. Ziel soll
eine Verstetigung sein, eventuell unter Beteiligung der Wohnungsbaugenossenschaften. Denn der Bedarf wird wohl eher zunehmen: „Um bezahlbaren Wohnraum konkurrieren in Duisburg Studenten, Geringverdiener, Langzeitarbeitslose und Zuwanderer“, so Baumgart.