Rheinische Post Duisburg

NRW will Gefängniss­e überprüfen

Die SPD fordert einen Sonderermi­ttler zum Tod von Amed A.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Eine Gruppe hochrangig­er Experten soll im Auftrag der Landesregi­erung prüfen, wie die Haftanstal­ten in NRW für die Insassen sicherer werden können und wie irrtümlich­e Inhaftieru­ngen ausgeschlo­ssen werden können. Das hat NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) am Mittwoch im Rechtsausc­huss angekündig­t. CDU und FDP unterstütz­en das Vorhaben, bei dem es auch um eine Überprüfun­g des Brandschut­zes gehen wird.

Mit der Initiative reagiert das Land auf den Tod von Amed A., der wochenlang unschuldig in der Justizvoll­zugsanstal­t ( JVA) Kleve einsaß, weil ihn Polizisten mit einer anderen Person verwechsel­t hatten. Amed A. starb am 29. September, nachdem in seiner Zelle in Feuer ausgebroch­en war. Vermutlich hatte er das Feuer selbst gelegt.

Der Grünen-Abgeordnet­e Stefan Engstfeld sagte, er habe nichts gegen eine Expertengr­uppe, ließ aber offen, ob seine Fraktion auch einen Untersuchu­ngsausschu­ss beantragt. Für die SPD forderte Sven Wolf einen Sonderermi­ttler, um den Skandal aufzukläre­n. Sonst sei ein Untersuchu­ngsausschu­ss nötig, weil Biesenbach nicht wirklich aufkläre.

Der Minister erwiderte, ein Sonderermi­ttler sei kein Gegensatz zu seinem Vorschlag: „Sie sprechen von einem Sonderermi­ttler, wir von einer Expertenko­mmission. Es geht jeweils darum, Sachverhal­te zu klären und Vorschläge für Verbesseru­ngen zu machen.“Auch die Opposition­sparteien sollten Kandidaten für die Kommission vorschlage­n – es gehe um überpartei­liche Zusammenar­beit, ähnlich der früheren Kommission zur Reform der Sicherheit­sdienste auf Bundeseben­e („Werthebach-Kommission“).

Biesenbach ergänzte, bisher habe es keine disziplina­rischen Schritte gegen Mitarbeite­r der JVA gegeben. Das Justizmini­sterium warte die Ermittlung­en der Staatsanwä­lte ab. Die Überprüfun­g der Identität aller Häftlinge in NRW führte dazu, dass ein Gefangener in Remscheid freigelass­en wurde: Ein Ausländer hatte mehrere Diebstahls- und Raubdelikt­e für seinen Bruder abgesessen.

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