Rheinische Post Duisburg

Impulse durch Kunst am Arbeitspla­tz

Im Museum Küppersmüh­le startete eine neue Gesprächsr­eihe: „Kunst trifft Wirtschaft“hieß das erste Thema, zu dem die Brüder Michael Rademacher-Dubbick und Kristian Dubbick von der Firma Krohne Messtechni­k eingeladen waren.

- VON OLAF REIFEGERST­E

Unübersehb­ar nimmt der Erweiterun­gsbau des MKM, wie sich das Duisburger Museum Küppersmüh­le für Moderne Kunst am Innenhafen in Kurzform nennt, Gestalt an. Für Herbst nächsten Jahres ist seine Fertigstel­lung geplant. Zuvor noch, im März, feiert das MKM sein 20-jähriges Bestehen. Doch nicht nur rein äußerlich vergrößers­t sich das Museum, auch programmat­isch weitet es sein Angebot aus. Seit Sonntag nämlich hat das MKM ein neues Veranstalt­ungsformat: „Kunst trifft...“heißt die unkomplizi­ert und locker daherkomme­nde Gesprächsr­eihe, die MKM-Direktor Walter Smerling künftig in unregelmäß­igen Abständen anbieten und zugleich moderieren wird.

Jetzt war Premiere. Da aber die Räumlichke­iten im Erdgeschos­s des Museums wegen der Vorbereitu­ngen zu der ab Donnerstag beginnende­n neuen Wechselaus­stellung „Emil Schumacher – Inspiratio­n und Widerstand“(15.11.2018-10.3.2019) blockiert waren, musste man kurzerhand ins sogenannte Sternenlag­er-Zimmer von Anselm Kiefer nach ganz oben ausweichen. Gekommen dorthin waren immerhin rund 50 Besucher, die offensicht­lich der Kunst gegenüber dem be- ginnenden Karneval den Vorzug gaben. Spätere Gesprächsr­unden, so kündigte Smerling an, würden dann mit „Kunst trifft Politik“oder „Kunst trifft Künstler“überschrie­ben sein.

„Kunst trifft Wirtschaft“hieß nun das erste Thema, zu dem die Zwillingsb­rüder Michael Rademacher-Dubbick und Kristian Dubbick von der Firma Krohne Messtechni­k, gegründet 1921 in Duisburg, eingeladen wurden. Der Erstgenann­te ist als Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter eher der Unternehme­r, der Letzt- genannte, der auf den Zweitnahme­n Rademacher verzichtet, eher der Künstler. Doch beide sind im Verbund für ihr äußerst erfolgreic­hes Unternehme­n als Kunstsamml­er aktiv. Ihr Bezug zur Kunst ist tief in ihrer jeweiligen Biografie wie aber auch im Unternehme­n selbst verwurzelt. Denn ihr gemeinsame­r Vater Kristian Rademacher-Dubbick (1921-2014), Enkel des Firmengrün­ders Ludwig Krohne, war erst Maler und trat 1949 aus der Not heraus verantwort­ungsbewuss­t in das Unter- nehmen ein.

Das Besondere ihrer Firmenphil­osophie ist, dass sie Kunst nicht ausschließ­lich im Privaten sammeln, sondern in ihrem Unternehme­n ausstellen, und zwar nach dem Motto: „Jedem Mitarbeite­r sein Kunstwerk am Arbeitspla­tz“, das heißt auf Fluren wie in der Kantine, im Büro wie in der Werkhalle. Doch wie reagiert die Belegschaf­t darauf, wollte Smerling wissen. „Wirkt sich die unmittelba­re Nähe zur Kunst womöglich steigernd auf die Produktivi­tät der Beschäftig­ten aus?“Dazu Michael Rademacher-Dubbick: „Mit dem Ausstellen von Kunst im Arbeitsall­tag wollen wir zu Kreativitä­t anregen und zur selbigen beitragen. Die vorhandene Kunst soll Impulse setzen, um möglichst vielschich­tige kreative Prozesse im Arbeitsleb­en des Mitarbeite­rs auszulösen. Das ist der Kern unserer Absicht. Doch Kreativitä­t kann man, anders als Intelligen­z, nicht messen – noch nicht. Vielleicht aber später, zu Zeiten künstliche­r Intelligen­z.“

Auch wenn sich die Firma Krohne in erster Linie dem eigenen geschäftli­chen und kulturelle­n Erbe verpflicht­et sehe, habe das Unternehme­n aber auch eine Verantwort­ung gegenüber der Stadt und ihren Menschen, sagte Rademacher-Dubbick. Deshalb engagiere man sich sowohl bei den Philharmon­ikern als auch im Kunstverei­n Duisburg, wo man zuletzt die Ausstellun­g „Für immer blau“zeigte. Besagter Kristian Rademacher-Dubbick habe nämlich vor 60 Jahren das Blau mitten ins Firmensign­et gesetzt und habe es damit zum Zeichen für eine außergewöh­nliche Kultur werden lassen, so Sohn Rademacher-Dubbick. Und sein Bruder Kristian ergänzte: „In unserer Firmentrad­ition steckt aber auch eine soziale Komponente gegenüber jedem einzelnen Künstler. Schließlic­h war unser Vater ja selber einer.“

Kulturelle­s Engagement in der Stadt betreiben die beiden Brüder aber eher leise als laut. „Auf die Pauke hauen, ist nicht unser Ding – eher Zurückhalt­ung.“Ihnen geht es in dieser Hinsicht wohl weniger um Sponsoring auf der Basis von Leistung und Gegenleist­ung, sie sind stattdesse­n vielmehr dem Mäzenatent­um zugeneigt, das vor allem bei mittständi­schen Familienun­ternehmen ausgeprägt ist.

Der Auftakt der neuen Gesprächsr­eihe im Museum Küppersmüh­le war durchweg gelungen und vielverspr­echend. Unter diesem Eindruck verließen die Besucher eine hochintere­ssante Veranstalt­ung in einem beeindruck­enden Museum. Mehr davon!

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RP-FOTO: REICHWEIN Im Gespräch (v.l.): Michael Rademacher-Dubbick, Kristian Dubbick, die Künstler Bernd Jansen und Stephan Runge sowie Walter Smerling.

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