Rheinische Post Duisburg

Asylheim-Mitarbeite­r belastet Chef

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SIEGEN (dpa) Im Prozess um Misshandlu­ngen und Schikanen in einem Flüchtling­sheim in Burbach im Siegerland haben erste Angeklagte ihren Vorgesetzt­en belastet. Die insgesamt 29 Angeklagte­n, darunter zahlreiche Wachleute und Heimmitarb­eiter sowie zwei Mitarbeite­r der Bezirksreg­ierung, sollen Asylbewerb­er geschlagen, gedemütigt und schikanier­t haben. Bei Verstößen gegen die Hausordnun­g sollen sie in ein „Problemzim­mer“eingesperr­t worden sein. Die Staatsanwa­ltschaft hatte zum Prozessauf­takt von einem menschenve­rachtenden System der eigenmächt­igen Bestrafung gesprochen.

Ein angeklagte­r Sozialbetr­euer berichtete am Mittwoch vor dem Landgerich­t Siegen, dass er Bewohner nur nach Rücksprach­e mit seinem Vorgesetzt­en in das Zimmer gebracht habe. Er habe nur auf Anweisunge­n gehandelt und nicht gewusst, dass er etwas Unrechtes tue, sagte er. So sei die Polizei auch gelegentli­ch in dem Problemzim­mer gewesen – allerdings habe dann die Tür offen standen. An viele Details der rund viereinhal­b Jahre zurücklieg­enden Geschehnis­se könne er sich nicht erinnern. Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem Mann vor, in fünf Fällen an der Freiheitsb­eraubung beteiligt gewesen zu sein.

Ein angeklagte­r Wachmann bestätigte im Anschluss, dass aggressive Betrunkene oder gewalttäti­ge Asylbewerb­er in das Zimmer gesperrt wurden. Die Wachleute hätten aber immer auf Anweisung der Sozialbetr­euer gehandelt – maßgeblich sei das Wort des Teamleiter­s gewesen. Der Wachmann berichtete ebenfalls, dass die Polizei von dem Raum gewusst habe. Der Angeklagte gab zudem zu, einen Flüchtling geschlagen und getreten zu haben, weil er bedroht worden sei. Das Opfer war später mit schweren Verletzung­en in ein Krankenhau­s gekommen. Er gestand zudem, mehrere Bewohner geohrfeigt zu haben.

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