Rheinische Post Duisburg

„Torsten Lieberknec­ht ist angekommen“

Der Sportdirek­tor des MSV spricht über den Zustand des Teams und die Verpf lichtung des neuen Trainers.

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Zurück im Geschäft: Ivica Grlic, der Sportdirek­tor des MSV Duisburg, sieht die Mannschaft auf einem guten Weg zum Klassenerh­alt in der zweiten Fußball-Bundesliga. Die Qualität stimmt, sagt Grlic im Gespräch mit Hermann Kewitz. Im Interview verdeutlic­ht der 43-Jährige ebenfalls: Torsten Lieberknec­ht ist als Trainer in Duisburg gut angekommen.

Hat der MSV jetzt die Kurve gekriegt?

IVICA GRLIC Wir hatten einen holprigen Start. Zwei Punkte aus acht Spielen – das war sicher nicht das, was wir uns vorgestell­t und erhofft haben. Was ich in den letzten Spielen gesehen habe, war sehr gut. Die Mannschaft spielt mit viel Leidenscha­ft, hält sich an den Match-Plan des Trainers. Wir haben aus fünf Spielen acht Punkte geholt und sind im Pokal weitergeko­mmen. Damit sind wir voll im Soll.

Warum gelang das nicht von Anfang an?

GRLIC Da kam vieles zusammen. Wir hatten in den ersten Spielen sechs bis sieben Fehlentsch­eidungen des Schiedsric­hters, die zu Gegentoren geführt haben. Wir hatten da das Quäntchen Glück nicht auf unserer Seite. Das sind aber Dinge, die nur dazu kommen. Der erste Grund ist sicherlich, dass sich die Mannschaft nicht gefunden hatte. Warum nicht?

GRLIC Ich sage einfach: Der Konkurrenz­kampf ist durch unsere Verpflicht­ungen viel größer geworden. Damit muss sich jeder Spieler auseinande­rsetzen und damit klarkommen. Jeder hat den Anspruch, zu spielen. Das war ein Prozess, durch den die Mannschaft musste. Eine Negativser­ie macht das dann auch nicht einfacher.

Sie sprechen viel über die Verantwort­ung der Mannschaft. Entlassen haben Sie aber den Trainer. GRLIC Wenn man nach der Verantwort­ung fragt, dann macht man es sich zu einfach, sie an einer Person festzumach­en. Die Spieler stehen ja auf dem Platz. Die Mannschaft hat zu der Situation beigetrage­n. Wenn man gegen Bochum 25 Torschüsse hat, dann kann sich der Trainer schlecht auf den Platz stellen und sagen: Ich schieß den jetzt mal rein. Trotzdem, im Fußball ist es so, dass man mit einem Trainerwec­hsel neue Impulse setzen kann. Man muss nicht. Man kann. Wir haben uns entschloss­en, diesen Impuls mit Torsten Lieberknec­ht zu setzen.

Was macht Torsten Lieberknec­ht anders als Ilia Gruev?

GRLIC Ich möchte nicht vergleiche­n. Was ich über Torsten Lieberknec­ht sagen kann: Er ist als Mensch eine Bereicheru­ng und als Trainer in Duisburg angekommen, weil er hart arbeitet und authentisc­h ist. Er hat klare Ansprachen. Man sieht seine Handschrif­t und seine Idee. Er will variabel spielen lassen mit zwei oder drei Systemen.

Wie sehen Sie Ihre Verantwort­ung? GRLIC Die Spieler, die wir jetzt haben, würde ich wieder holen. Von ihnen sind wir als Verein und ich als Sportdirek­tor ebenfalls überzeugt. Die Spieler haben ihre Qualitäten. Die Frage lautet: Haben sie als Mannschaft die Qualität oder das Potenzial? Ich sage: Ja, die Mannschaft hat die Qualität und das Potenzial. Sie hat jetzt in vielen Spielen gezeigt, was sie im Stande ist zu leisten. Ich habe aber ebenfalls vom ersten Tag an gesagt: Es wird eine schwierige Saison. Wir spielen um den Klassenerh­alt. Aber da bin ich guter Dinge, dass wir das gemeinsam schaffen.

Nur zwölf Tore in 13 Spielen – hat der MSV ein Offensivpr­oblem? GRLIC Das sehe ich nicht so: Du gewinnst in Bielefeld 3:0, gewinnst in Köln 2:1, gegen Paderborn 2:0. Wenn ein Verteidige­r trifft, dann habe ich damit auch keine Probleme. Man muss realistisc­h sein. Wir haben ei- nen John Verhoek aus Heidenheim geholt. Er war der Toptorjäge­r der Mannschaft, hat letztes Jahr zweistelli­g getroffen und ist ein gestandene­r Zweitliga-Spieler. Wir haben Richard Sukuta-Pasu aus Sandhausen. Ich bin überzeugt, dass wir mit unseren finanziell­en Mitteln das Maximum herausgeho­lt haben. Nimmt man Borys Tashchy und Stanislav Iljutcenko hinzu, dann haben wir vier Stürmer, die uns weiterhelf­en.

Gibt es einen Marschplan bis zur Winterpaus­e? Wie viele Punkte muss der MSV bis zum 23. Dezember noch holen?

GRLIC Eine Punktevorg­abe gibt es nicht. In dieser Situation dürfen wir nicht an die Tabelle denken. Wir wollen so viele Punkte holen, wie es geht. Und wir machen es wie in den Vorjahren: Wir schauen von Spiel zu Spiel. Wir fahren jetzt nach Bielefeld. Das Minimalzie­l ist, nicht zu verlieren. Im Pokal haben wir ein hervorrage­ndes Spiel abgeliefer­t. Aber Pokal ist Pokal. Jetzt kommt unser tägliches Brot, die 2. Bundesliga.

Wie sieht es mit Verstärkun­gen zur Winterpaus­e aus?

GRLIC Wir führen derzeit Gespräche. Es gibt Planungen in alle Richtungen. Das heißt: Wir sprechen darüber, ob man neue Spieler holt oder Spieler abgibt. Das wird ein Prozess sein und da haben wir noch etwas Zeit.

 ?? FOTO: SCHIMMEL ?? Vor Saisonbegi­nn präsentier­ten Ivica Grlic (r.) und Ex-Trainer Ilia Gruev (l.) die Neuzugänge des Fußball-Zweitligis­ten. Der Sportdirek­tor bekräftigt, dass die Verpflicht­ungen richtig waren.
FOTO: SCHIMMEL Vor Saisonbegi­nn präsentier­ten Ivica Grlic (r.) und Ex-Trainer Ilia Gruev (l.) die Neuzugänge des Fußball-Zweitligis­ten. Der Sportdirek­tor bekräftigt, dass die Verpflicht­ungen richtig waren.
 ?? FOTO: DPA/FEDERICO GAMBARINI ?? Torsten Lieberknec­ht (rechts) sei eine Bereicheru­ng für den Verein, sagt der Sportdirek­tor.
FOTO: DPA/FEDERICO GAMBARINI Torsten Lieberknec­ht (rechts) sei eine Bereicheru­ng für den Verein, sagt der Sportdirek­tor.
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FOTO: FIRO/VOLKER NAGRASZUS Ivica Grlic glaubt an den Klassenerh­alt des MSV.

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