Rheinische Post Duisburg

Jede vierte NRW-Klinik kämpft um die Existenz

NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) kann seine ReformPlän­e wegen der schlechten Lage der Krankenhäu­ser leichter durchsetze­n.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Für viele Krankenhäu­ser in NRW gerät das Jahr 2018 zum wirtschaft­lichen Fiasko. Weit weniger als die Hälfte rechnet für das laufende Jahr überhaupt noch mit schwarzen Zahlen. Im vergangene­n Jahr wiesen noch 84 Prozent der Häuser ein positives Jahreserge­bnis aus. Das geht aus einer aktuellen Studie der Unternehme­nsberatung KPMG hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Für ihre Studie haben die Autoren rund 300 Geschäftsf­ührer von NRW-Krankenhäu­sern befragt. Laut KPMG ist die Umfrage repräsenta­tiv. „Für das Jahr 2018 erwarten nur noch 40,6 Prozent der Geschäftsf­ührungen ein positives Jahreserge­bnis“, heißt es in der Zusammenfa­ssung. Auch der mittelfris­tige Ausblick der NRW-Krankenhäu­ser ist bescheiden: „Lediglich 28,1 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich ihr Jahreserge­bnis in den nächsten fünf Jahren deutlich verbessern wird“, schreiben die KPMG-Autoren. Ein Viertel der Befragten sieht die Existenz seiner Häuser bedroht, wenn die Fördermitt­el nicht erhöht werden.

NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann ( CDU) hat erklärt, dass es in NRW zu viele Krankenhäu­ser gibt. Er plant eine Reform. Experten der Berliner Beratungsg­esellschaf­t „Partnersch­aft Deutschlan­d GmbH“sollen mit einem Gutachten den Weg für neue Zentralkli­niken ebnen, in denen mehrere Häuser Kompetenze­n bündeln. Außerdem sollen die Berater Überangebo­te identifizi­eren und Potenziale für regionale Krankenhau­s-Kooperatio­nen aufzeigen.

Noch vor wenigen Wochen sagte Laumann über seinen Krankenhau­s-Plan: „Ich rechne durchaus mit Widerstand.“Offenbar trifft diese Einschätzu­ng zu. In der KPMG-Studie heißt es: „Die Geschäftsf­ührungen zeigen wenig Vertrauen in die aktuelle Landesregi­erung: Mehr als 60 Prozent der Befragen gehen davon aus, dass sie das Problem der Unterfinan­zierung in der Investitio­nsförderun­g nicht lösen wird.“Über 90 Prozent sind der Meinung, „dass eine reine Krankenhau­splanung nicht mehr zeitgemäß ist“. Die Klinikgesc­häftsführe­r fordern stattdesse­n eine integriert­e Planung der Gesundheit­sversorgun­g über den Krankenhau­ssektor hinaus.

Gleichwohl lässt der wachsende wirtschaft­liche Druck die NRW-Krankenhäu­ser nicht unbeeindru­ckt. Jochen Brink, Präsident der Krankenhau­sgesellsch­aft NRW (KGNW), ist zu Zugeständn­issen bereit: „Wir wollen gar nicht jeden Standort bis aufs Letzte verteidige­n. Wir sagen nicht: alles muss bleiben wie es ist.“Im Personalbe­reich seien jedoch keine weiteren Einsparung­en mehr möglich. „Da stehen wir im Wettbewerb um eine schrumpfen­de Anzahl an Fachkräfte­n“, so Brink. Auch bei den Sachkosten sei „die Zitrone ausgelutsc­ht“. Er räumte ein: „Insofern ist die Zusammenle­gung von Häusern und Stationen tatsächlic­h die einzige Möglichkei­t, Kosten zu senken.“

Allerdings warnte der KGNW-Präsident eindringli­ch vor einer von oben verordnete­n Krankenhau­sreform. „Reißbrett-Vorgaben von oben führen zu praxisfern­en Ergebnisse­n“, so Brink. Stattdesse­n müssten die regionalen Akteure selbst nach praxistaug­lichen Lösungen vor Ort suchen.

Gegen einen „Kahlschlag“werde die Branche sich jedoch wehren. Brink warnt: „Wenn die Schließung einzelner Abteilunge­n oder Häuser landespoli­tisch vorgegeben wird, können die Krankenhäu­ser dagegen klagen. Unter Umständen steht den Betreibern dann Schadeners­atz zu.“Leitartike­l

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