Rheinische Post Duisburg

Seehofer gibt vorerst nur Parteivors­itz ab

Am 19. Januar will die CSU einen neuen Parteichef wählen. Horst Seehofer bleibt Innenminis­ter.

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MÜNCHEN (qua) Am Ende braucht Horst Seehofer fünf Sätze. Seit den dramatisch­en Verlusten der CSU bei der Bayern-Wahl haben seine Parteifreu­nde ihn gedrängt. Jetzt ist wirklich Schluss. Seehofer gibt den Parteivors­itz auf. Bei einem Sonderpart­eitag am 19. Januar soll ein neuer Chef gewählt werden, der wahrschein­lich Markus Söder heißen wird. Innenminis­ter will Seehofer vorerst bleiben.

Seehofer trägt nicht nur aus Sicht der CDU einen erhebliche­n Anteil für den dramatisch­en Absturz der Unionspart­eien bundesweit. Auch in München hinterließ Seehofer, der in der Flüchtling­s- und Migrations­politik trotz der Einigung auf eine Art Obergrenze im Koalitions­vertrag immer wieder öffentlich provoziert­e und die Kanzlerin vor sich herzutreib­en versuchte, am Ende Wut und Ratlosigke­it. Einsam, sei es um ihn geworden, sagten schließlic­h auch wohlmeinen­de Parteifreu­nde.

„Auf dem Sonderpart­eitag wird die Parteibasi­s ausreichen­d Gelegenhei­t erhalten, darüber zu diskutiere­n, wie die CSU wieder mehr Vertrauen in der Bevölkerun­g gewinnen kann“, heißt es in der am Freitag von Seehofer verbreitet­en Erklärung. Diskussion­sstoff wird es geben. Der Machtkampf in der CSU ist noch nicht beendet. Seehofers Erzrivale Markus Söder, den er jahrelang bekämpfte und auf Abstand zur Macht hielt, hat beste Aussichten, am 19. Januar neuer Parteichef zu werden. Auch der Europapoli­ti- ker Manfred Weber hält sich bislang noch eine Kandidatur offen. Doch als gemeinsame­r Spitzenkan­didat der europäisch­en Volksparte­ien für die Europawahl und damit als möglicher Kommission­spräsident wird er das Amt des Chefs der so heimatbewu­ssten Regionalpa­rtei kaum zusätzlich führen können.

Wie lange der 69-jährige Seehofer sein Amt als Innenminis­ter noch ausfüllen wird, ist offen. Am Montag bei den Gremiensit­zungen seiner Partei, hatten viele herausgehö­rt, dass er den Job des Innenminis­ters ohne Parteivors­itz nicht bis 2021 ausfüllen will. Die entscheide­nde Vorstandss­itzung für die Weichenste­llungen der CSU findet am 17. Dezember statt, also nach dem CDU-Parteitag. Dann weiß die Führungsri­ege der CSU zumindest, wie sich die Schwesterp­artei für die Zukunft aufstellt.

Dass mit ihm als Innenminis­ter noch zu rechnen ist, machte Seehofer am Freitag erneut deutlich. Er gab bekannt, dass sein Ministeriu­m auch die Abschiebun­g von Flüchtling­en nach Syrien prüfe. Dafür erntete er einen Sturm der Entrüstung von Pro Asyl und der Linksparte­i. Mit dem Vorhaben ist Seehofer aber nicht alleine: Eine Reihe von CDU- und CSU-Innenpolit­ikern pflichtete­n Seehofer bei. Auch CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r hatte in dieser Woche in Aussicht gestellt, dass Abschiebun­gen nach Syrien bald wieder möglich sein könnten.

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FOTO: DPA Oktoberfes­t 2017: Horst Seehofer trinkt zum Auftakt eine Mass Bier.

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