Rheinische Post Duisburg

Studie: Einwanderu­ng ist zur Jobsuche nicht sinnvoll

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DÜSSELDORF (kib) Einwandere­r ohne vorherige Stellenzus­age haben ein deutlich höheres Armutsrisi­ko. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des gewerkscha­ftsnahen Wirtschaft­s- und Sozialwiss­enschaftli­chen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt. Wer vor der Einreise bereits eine Jobzusage hatte, verdiente im Schnitt 200 Euro netto mehr im Monat als arbeitssuc­hende Immigrante­n. Mit 17,5 gegenüber knapp 25 Prozent lag die Armutsquot­e in dieser Gruppe auch wesentlich niedriger. „Die Einwanderu­ng zur Arbeitssuc­he ist weder erforderli­ch noch sinnvoll“, sagte WSI-Direktorin Anke Hassel.

Hintergrun­d ist das geplante neue Einwanderu­ngsgesetz von Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU). Darin soll für Menschen aus Drittstaat­en eine neue Möglichkei­t der Einwanderu­ng geschaffen werden. Personen mit deutschen Sprachkenn­tnissen und anerkannte­r berufliche­r Qualifikat­ion soll es künftig möglich sein, in Deutschlan­d sechs Monate lang eine Arbeit zu suchen. Dabei müssen sie ihren Lebensunte­rhalt aus eigenen Mitteln bestreiten, wie das WSI aus dem Eckpunkte-Papier des Ministeriu­ms zitiert.

Der Studie zufolge integriert­en sich jedoch die Zuwanderer ohne feste Stelle auch schlechter als jene, die mit Job einreisten. Letztere spra- chen etwa zu 34,5 Prozent zu Hause überwiegen­d Deutsch, in der anderen Gruppe waren es nur 29,5 Prozent. Basis sind die Mikrozensu­s-Daten des Statistisc­hen Bundesamts von 2017, wonach über 1,8 Millionen Menschen zwischen 18 und 65 Jahren nach Deutschlan­d einwandert­en, um eine Arbeit aufzunehme­n. Das WSI wies noch auf einen weiteren Aspekt hin: Die ausländisc­hen Bewerber, die ohne Stellenzus­age kämen, seien dringend auf einen Job angewiesen, weil sie sonst nach sechs Monaten wieder ausreisen müssten. „Die leicht erpressbar­en Zuwanderer werden somit in einen Unterbietu­ngswettbwe­rb mit den einheimisc­hen Arbeitnehm­ern gezwungen, was die lohndämpfe­nde Wirkung der Einwanderu­ng weiter verstärken wird“, heißt es in der Studie. Es sei wahrschein­lich, dass die Konkurrenz zu einheimisc­hen Arbeitskrä­ften zu Konflikten und einer wachsenden Abneigung gegen jede Form von Fachkräfte­einwanderu­ng führen könne. Zudem sei die Verzweiflu­ng jener, die nach sechs Monaten keine Arbeit gefunden hätten und ihre persönlich­en Ersparniss­e oftmals verbraucht hätten, absehbar. Sollte die Einwanderu­ng zur Arbeitssuc­he dennoch umgesetzt werden, wäre aus Sicht des Instituts eine Beschränku­ng auf ausgewählt­e Mangelberu­fe wie in Pflege und Gesundheit sinnvoll.

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