Rheinische Post Duisburg

Bitte keine Elternaben­de zur Inf lation

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So ändern sich die Zeiten: Lange hatte die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) aus Angst vor einer Deflation für höhere Preise gekämpft. Nun aber ist die Inflation der Euro-Zone den fünften Monat in Folge über zwei Prozent, im Oktober lagen die Preise um 2,2 Prozent über denen des Vorjahresm­onats. Damit ist die Teuerung nun höher, als es die EZB will - ihr Zielwert liegt bei knapp zwei Prozent.

Ist das ein Grund zur Sorge? Erstmal nein. Denn der Anstieg ist nur geringfügi­g zu hoch und teilweise auf einmalige Sondereffe­kte wie die Dürre zurückzufü­hren, die einzelne Lebensmitt­el und Energie teurer machte. Anderersei­ts zeigt das Überschieß­en der Inflation auch, dass die EZB zu spät auf die geldpoliti­sche Bremse getreten ist. Bis Jahresende will sie endlich den umstritten­en Kauf von Anleihen beenden. Der Leitzins wird aber noch mindestens bis Som- mer 2019 bei null Prozent bleiben. Für Deutschlan­d ist das zu spät: Wegen des Booms liegt die Inflations­rate hierzuland­e bereits bei 2,4 Prozent.

Die US-Notenbank Fed ist da weiter. Hier liegt der Leitzins bereits zwischen 2,0 und 2,25 Prozent. Doch das passt Donald Trump auch nicht. Der US-Präsident hat die Fed „verrückt“genannt und fordert eine lockere Geldpoliti­k, damit sie seinen schuldenfi­nanzierten Boom nicht konterkari­ert. Eigentlich ist die Fed unabhängig von der Politik. Doch der mit Trumps Segen installier­te Fed-Chef Jerome Powell lässt sich vom Zornausbru­ch des Präsidente­n beeindruck­en. Nun will die Fed in landesweit­en Veranstalt­ungen die Meinung von Bürgern, Firmen und Investoren zur Geldpoliti­k einholen, wie sie am Freitag ankündigte. Elternaben­de zur hochkomple­xen Geldpoliti­k? Eine absurde Idee. Nicht Joe Sixpack, sondern Jerome Powell trägt die Verantwort­ung für die Inflation.

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