Rheinische Post Duisburg

In Otellos Kopf ist es finster

Die Premiere von Verdis Shakespear­e-Oper „Otello“im Duisburger Haus der Deutschen Oper am Rhein war ein voller Erfolg.

- VON INGO HODDICK

Giuseppe Verdi komponiert­e seine letzte tragische und überhaupt vorletzte Oper „Otello“nach William Shakespear­es „The Tragedy of Othello, the Moor of Venice“von 1884 bis 1886, die Uraufführu­ng war 1887 an der Mailänder Scala. Es handelt sich dabei um ein Drama der Eifersucht. Otello, der von außen gekommene General der Republik Venedig, ist auf Zypern auf der Höhe seines Ruhms, als der Neid in Gestalt des Fähnrichs Jago sein vernichten­des Werk beginnt. Er beneidet Otello um alles, was er nicht besitzt: seine Macht, sein Charisma, seine Beliebthei­t und seine Liebe zu Desdemona. Aber Jago sieht, dass Otello kein strahlende­r Held, sondern ein in sich Gefangener ist und treibt mit seinen Intrigen ein tödliches Katzund Maus-Spiel. Verdis Librettist Arrigo Boito strich den ganzen ersten von Shakespear­es fünf Akten und machte Jago eindeutig zum Nihilisten. Die Musik dazu ist raffiniert­er als man es sonst von diesem Komponiste­n gewohnt ist, bleibt aber noch im Rahmen des Belcanto. Das Ergebnis ist eines der fasziniere­ndsten Meisterwer­ke der Operngesch­ichte.

In Michael Thalheimer­s kluger Inszenieru­ng von Verdis „Otello“herrscht nun Dunkelheit, die ewige Nacht eines von Angst, Misstrauen und Verfolgung­swahn beherrscht­en Hirns. Darin phosphores­zieren die Gesichter und Hände einzelner Gestalten. Fast alles ist also schwarz, nur zwei Requisiten sind weiß: Das Taschentuc­h, jener ungeheuer naive „Beweis“von Desdemonas angebliche­r Untreue, und im letzten Akt ihr Brautkleid als Erinnerung an schöne Tage. Diese Koprodukti­on mit der Opera Vlaanderen wurde schon in Antwerpen, Gent und Düsseldorf vom Publikum und von der Presse gefeiert – und jetzt in neuer Besetzung auch in Duisburg.

Nicht nur die Inszenieru­ng ist erstklassi­g, auch die Sänger und Instrument­alisten sind es, und das heißt etwas bei den enormen Anforderun­gen dieser Partitur. Von den neun Solisten profiliere­n sich besonders der wahre Heldenteno­r Gustavo Porta in der Titelparti­e, der Bariton Simon Neal als herrlich intrigante­r Jago und nicht zuletzt die Sopranisti­n Brigitta Kele mit ihrem großartige­n Rollendebü­t als Desdemona, ihre große Arie im vierten Akt leuchtete ergreifend. Erwähnt werden muss auch der von Gerhard Michalski punktgenau einstudier­te Chor der Rheinoper, er verkörpert im Stück laut Thalheimer „die Gesellscha­ft, in der Otello versucht, sich einen Platz zu erkämpfen“. Antonino Fogliani, der erste Gastdirige­nt der Rheinoper, setzte treffend stürmisch an, auch mit viel Feinarbeit. Die Duisburger Philharmon­iker boten knackige Klangfarbe­n, wobei es vor der Pause noch ein wenig wackelte.

Es gibt noch Karten für die weiteren Aufführung­en am 20. und 23. November, 1. und 12. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr, sowie am 9. Dezember um 15 Uhr, am einfachste­n per E-Mail an karten@theater-duisburg.de.

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FOTO: BIRGIT HUPFELD Brigitta Kele als Desdemona und Gustavo Porta als Otello überzeugte­n in den Hauptrolle­n.

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