Freie Sicht auf Misteln – Fluch oder Segen?
SÜD (gab) Wenn die letzten Blätter gefallen sind, haben die Misteln auch im Duisburger Süden ihren großen Auftritt. Denn erst dann sieht man die dunkelgrünen Büschel in den Kronen der Bäume hängen. Allein in Rahm auf der Angermunder Straße sind die Bäume voll. Heinz Kuhlen ist ein Fan dieses immergrünen Strauchs. Der Duisburger Pflanzenexperte hat einen 843 Seiten starken Wälzer über die Mistel studiert und widmet ihr demnächst einen Vortrag an der Volkshochschule. „Auch Bäume ohne Blätter sind wunderschön. Man sollte einfach mal in den Abendstunden am Angerbach entlang spazieren und ihre wohlgeformten Kronen im Gegenlicht betrachten“, schlägt Kuhlen vor. An etlichen Exempla- ren fallen auch dort ganz weit oben die dunkelgrünen Ballen auf. Dabei handelt es sich in vielen Fällen um die weißbeerige Mistel.
Die Mistel ist ein sogenannter Halbschmarotzer, der den Bäumen Wasser und Mineralstoffe entzieht. „Misteln siedeln sich meist auf Bäumen mit weichem Holz an, Pappeln, Robinien oder Ahornbäumen zum Beispiel. Nur ganz selten auf Eichen“, weiß Kuhlen. Die Auswirkungen des Klimawandels machen auch nicht vor Misteln Halt. In milden Wintern breiten sich Misteln zeitweise so stark aus, dass die Wirtsbäume langsam eingehen. Weshalb es Obstbauern gar nicht gerne sehen, wenn sich Misteln in ihren Apfel- oder Pflaumenbäumen ansiedeln.
Einen besonderen Bekanntheitsgrad hat die Mistel ihren Auftritten in den Asterix-Comics zu verdanken. Der Druide Miraculix glaubte felsenfest an die magischen Kräfte der Mistel, ebenso wie viele Kelten und Druiden. Künstler des Jugendstils verwendeten Misteln oft als Vorlage für ihre Werke. Die Mistel wurde darüber hinaus schon früh als Heilpflanze eingesetzt und auch in der anthroposophischen Medizin kommt sie in der Krebstherapie vor. Dazu werden Extrakte der Misteln in den Tumor gespritzt.
Die Mistel gilt außerdem als Glücksbringer, besonders in der Vorweihnachtszeit. In manchen Familien werden dann Mistelzweige über einem Türrahmen aufgehängt. Küssen sich zwei Menschen unter ei-