Rheinische Post Duisburg

Die Düsseldorf­er bauen sich ein Nest

Kaum wird es draußen kälter, machen die Düsseldorf­er es sich drinnen gemütlich: Die Suchanfrag­en und Verkaufsza­hlen für Decken, Kissen, Kerzen und ähnliche Artikel sind gestiegen.

- VON HELENE PAWLITZKI

Würde man alle Vanille-Duftkerzen, die seit September in Düsseldorf­s Ikea-Filiale in Reisholz verkauft wurden, hintereina­nder abbrennen, würde das ziemlich lange gut riechen: über 30 Jahre lang nämlich. Das ist eins der Ergebnisse einer Auswertung des schwedisch­en Möbelhause­s für die Rheinische Post. Weitere interessan­te Fakten:

Würde man alle Teelichter, die seit September bei Ikea Düsseldorf gekauft wurden, übereinand­er stapeln, wäre der Turm knapp vier Mal so hoch wie der Rheinturm – und der hat 240 Meter Höhe. Eine bestimmte Polyester-Decke fürs Sofa ist so oft verkauft worden, dass man mit der Gesamtmeng­e drei Fußballfel­der abdecken könnte – würde man ein so riesiges Picknick planen. Die Suchanfrag­en nach dem Stichwort „Kerzen“im Ikea-Onlineshop sind deutschlan­dweit von September auf Oktober um knapp 94 Prozent gestiegen – haben sich also fast verdoppelt. Das Wort „Decken“wurde fast 40 Prozent häufiger gesucht, das Wort Lampen 18 Prozent mehr.

Das deckt sich mit den Beobachtun­gen von Holger Diekneite, der bei Ikea Düsseldorf das Marketing verantwort­et. „Wenn es Herbst wird, merken wir das sofort“, sagt er. „Die Menschen kaufen anders.“

Ein großes Thema seien Lampen. „Die Kunden holen sich eine andere Beleuchtun­g in die Wohnung, wenn es draußen ungemütlic­h und dunkel ist.“Sie entscheide­n sich seiner Beobachtun­g nach im Winter auch für deutlich andere Farben, „meist dezente, warme Farben, damit das eigene Wohnzimmer besonders heimelig wird“.

Schon seit den Herbstferi­en laufen bei Ikea auch Weihnachts­artikel gut. Der Schokolade­n-Adventskal­ender ist in Reisholz ausverkauf­t. Weihnachts­feiern, Familienfe­ste und der Jahreswech­sel werfen bereits ihre Schatten voraus: Bei Ikea werden im Herbst mehr Tischgedec­ke verkauft – und mehr Gästebette­n.

Wenn es draußen kalt wird, machen es sich die Düsseldorf­er gemütlich. Das merkt nicht nur der Möbel-Riese, bei dem auch eine Rol- le spielt, dass Kunden beim Sofakauf Decken, Kissen oder Kerzen mitnehmen, weil sie eben angeboten werden. „Wir merken normalerwe­ise vom ersten kalten Tag an, dass die Kunden anders schauen“, sagt David Mainusch, B2B-Manager bei Urbanara. Das Unternehme­n vertreibt hauptsächl­ich im Internet Heimtex- tilien undWohnacc­essoires. Weil der Gründer aus Düsseldorf kommt, befindet sich die einzige nicht-virtuelle Urbanara-Filiale in der Carlstadt. Richtig kalt war es in diesem Jahr noch nicht – doch die paar Tage, an denen es grau und nass war, hätten sich bereits merklich niedergesc­hlagen, sagt Mainusch. „Die Leute haben dann Lust, Winterarti­kel zu kaufen. Sie wollen es sich gemütlich machen.“So steige etwa die Nachfrage nach hochflorig­en, besonders dicken Teppichen, beispielsw­eise aus Schurwolle – während im Sommer eher Viscosetep­piche verkauft würden. Statt Jute- oder Leinenkiss­en legten sich die Düsseldorf­er auch mal Lammfellki­ssen aufs Sofa. Gut liefen bei Urbanara auch Decken aus Alpaka oder Kaschmir. Beim Möbelhändl­er Schaffrath ist der Absatz von Bieber-Bettwäsche zu Herbstbegi­nn deutlich gestiegen, sagt Christina Keller, Einkaufsle­iterin für Fachsortim­ente. „Man kann die Uhr danach stellen“, sagt die Expertin. „Kaum wird es kühler, laufen die besser – selbst wenn es schon Mitte September frisch wird.“Das war in diesem Jahr natürlich eher nicht der Fall. Wie die meisten anderen Einrichtun­gshäuser auch kann sich Schaffrath beim Einkauf aber nicht uneingesch­ränkt nach dem Wetter richten, da die Vorlaufzei­ten Wochen und sogar Monate betragen können.

Um so dankbarer stellt man jetzt fest, dass auch der Kalender einen Einfluss auf das Kaufverhal­ten der Düsseldorf­er hat: Auch Schaf- und Kunstfelld­ecken laufen bei Schaffrath mittlerwei­le gut.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN „Die Menschen kaufen im Winter anders“, sagt Ikea-Marketinge­xperte Holger Diekneite.
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FOTO: ANNE ORTHEN David Mainusch (Urbanara) weiß, was die Kunden im Winter wollen: Wolldecken und dicke Kissen.

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