Rheinische Post Duisburg

„Fleischmaf­ia“-Prozess: Haftstrafe für Rheurdter

Unternehme­r beschäftig­te illegal Leiharbeit­er. Gericht spricht ihn unter anderem wegen Steuerhint­erziehung schuldig.

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DUISBURG/RHEURDT (dpa) Für den illegalen Einsatz von rund 1000 rumänische­n Leiharbeit­ern in deutschen Schlachthö­fen ist ein 55-jähriger Unternehme­r zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgerich­t Duisburg sprach den Deutschen aus Rheurdt am Freitag unter anderem wegen Steuerhint­erziehung in Millionenh­öhe und Vorenthalt­en von Arbeitsloh­n schuldig. Er hatte ein Geständnis abgelegt. „Ein Firmengefl­echt im In- und Ausland wurde mit Hilfe von Scheinrech­nungen zur Umsatzsteu­erhinterzi­ehung genutzt“, sagte ein Gerichtssp­recher. Bei dem Einsatz der Arbeiter in deutschen Schlachthö­fen war dem Fiskus laut Anklage ein Steuerscha­den von fast 20 Millionen Euro entstanden.

Der Marathon-Prozess hatte im Oktober 2017 begonnen und dauerte 107 Verhandlun­gstage. Die Vor- würfe erstreckte­n sich über einen Tatzeitrau­m von sieben Jahren. Ein mitangekla­gter 58-jähriger Komplize wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Ein 75-jähriger Angeklagte­r erhielt eineinhalb Jahre Haft auf Bewährung. Der vierte Angeklagte, 58 Jahre alt, wurde zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Das Haus des Unternehme­rs und Haupttäter­s in Rheurdt war 2016 mit scharfer Munition beschossen worden. Eine Spezialein­heit hatte danach zwei Verdächtig­e festgenomm­en. Sie sollen damals versucht haben, den heute Verurteilt­en zu erpressen.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Düsseldorf­er Ermittler mit den Zuständen in der Schlachtho­fbranche beschäftig­ten. Vor acht Jahren brachte ein umfangreic­hes Verfahren einen Unternehme­r mit ähn- lichem Geschäftsm­odell ebenfalls hinter Gefängnisg­itter – er wurde damals zu fünfeinhal­b Jahren Haft verurteilt.

Der Prozess habe einen Einblick in die Arbeit auf deutschen Schlachthö­fen geboten, sagte die Vorsitzend­e Richterin damals: „Der Umfang illegaler Tätigkeite­n und deren Selbstvers­tändlichke­it sind erschrecke­nd. Das Gewerbe scheint von diesen Straftaten durchdrung­en zu sein.“

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