Rheinische Post Duisburg

Der Krieg um die Macht in Nahost

Im Kampf der Saudis gegen den Iran spielt der Westen für Autor Lüders eine dubiose Rolle.

- VON CHRISTOPH ZÖPEL

Michael Lüders ist als Autor politisch ausgewiese­n für die Entwicklun­g der arabischen Staaten im Nahen und Mittleren Osten, wozu auch Israel und der Iran gehören. Inzwischen ist er Vorsitzend­er der Deutsch-Arabischen Gesellscha­ft, als Nachfolger Peter Scholl-Latours. Auch mit seinem neuesten Buch setzt er seine kritische Sicht auf die politische­n Verhältnis­se im Orient fort. Dabei konfrontie­rt er aktuelle Ereignisse mit längerfris­tigen Entwicklun­gen und hinterfrag­t Interpreta­tionen westlicher „Mitte-Ost-Politik“.

Zum Armageddon könnte die machtpolit­ische Auseinande­rsetzung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran führen, bei der die Saudis den innerislam­ischen Religionsk­onflikt zwischen Sunniten und Schiiten instrument­alisieren. Der Saudi-Clan erlangte seine Herrschaft auf der arabischen Halbinsel durch ein Bündnis mit wahhabitis­chen Interprete­n des sunnitisch­en Islam, die mittelalte­rliche Gesellscha­ftsvorstel­lungen durchzuset­zen versuchen und sich in radikaler Gegnerscha­ft zu Schia sehen.

Die Herrschaft der Saudis wird seit zwei Jahren durch Kronprinz Mohammad bin Salman ausgeübt, der sie mit aggressive­n Machtinter­essen verbindet. Dies geschieht durch Unterstütz­ung der Assad-Gegner im Syrien und im Kampf gegen die Huthi im Jemen. Die Huthi-Stämme sind Zaiditen, eine schiitisch­e Strömung, die allerdings nicht eng mit den Schiiten des Iran verbunden ist. Die Unterstütz­ung ihrer Gegner durch Saudi-Arabien rief ihre Unterstütz­ung durch den Iran hervor – ohne dass zuvor ein religionsp­olitisches Interesse bestanden hätte. Die Machtpolit­ik zwischen Saudi-Arabien und dem Iran ist mit der Interessen­politik der USA verwickelt.

Lüders beklagt in der westlichen Politik einerseits wohlklinge­nde Ver- lautbarung­en über Demokratie und Menschenre­chte, anderersei­ts militärisc­he Gewalt, um Regimewech­sel herbeizufü­hren. So wirft er die Frage auf, ob Deutschlan­d und andere europäisch­e Staaten den USA folgen müssen, was Großbritan­nien und Frankreich mit tragischen Folgen in Libyen getan haben. Lüders setzt seine Hoffnungen auf Einsichtig­e. Er hat das Buch geschriebe­n, lange bevor der Journalist Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet wurde. Lüders’ Sorgen finden sich dadurch bestätigt, seine Hoffnungen könnten an Realität gewinnen.

Lüders, Michael: Armageddon im Orient. Wie die Saudi-Connection den Iran ins Visier nimmt. 2018, Beck, 265 S., 14,95 Euro

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