Rheinische Post Duisburg

Logistik-Drehscheib­e für die Modewelt

Das Kölner Mode-Institut informiert­e die Textilbran­che in den Düsseldorf­er Rheinterra­ssen über den digitalen Wandel. Duisburg kommt als Logistikst­andort für die Modewelt eine tragende Rolle zu.

- VON GABRIELE SCHRECKENB­ERG

Der Besucher aus Österreich ist eigens aus Wien angeflogen. „So eine Veranstalt­ung, die über den digitalen Wandel in der Textilindu­strie informiert, gibt es in Österreich nicht. Deshalb bin ich hier.“Und auch die Igedo-Chefs der Düsseldorf­er Modemessen Gallery und Gallery Shoes, Philipp Kronen und Ulrike Kähler, sind sicher, dass diese Veranstalt­ung fit für die Zukunft macht.

Sind wir fit für den digitalen Wandel? So lautete die Überschrif­t der nunmehr zweiten Veranstalt­ung des Kölner Mode-Instituts unter Regie des Geschäftsf­ührers Gerd Müller-Thomkins in den Düsseldorf­er Rheinterra­ssen. Und ein breites Expertenfo­rum aus der Praxis konnte die Antworten geben, auf die die Branche gewartet hat.

Dabei spielt natürlich im digitalen Zeitalter die Logistik noch immer eine große Rolle. Nicht umsonst kommt hier Duisburg eine zentrale Rolle zu: als größter Binnenhafe­n der Welt verschifft Duisburg Frachten in die Seehäfen nach Amsterdam, Rotterdam, Emden und Antwerpen. In 21 öffentlich­en Hafenbecke­n wird auf 180 Hektar großer Fläche gearbeitet. Im Radius von 150 Kilometern leben 30 Millionen Verbrauche­r. 20.00 Schiffe und 25.000 Züge werden von hier aus pro Jahr verladen, denn vom Schiff aus geht’s auf die Schiene und von da aus in die ganze Welt.

Doch in Zeiten der fortschrei­tenden Digitalisi­erung könnte sich das Warenvolum­en, das auf dem Wasser und auf den Schienen transporti­ert wird, verkleiner­n. Das wurde angesichts der Vorträge einiger Ex- perten klar. Etwa, als der Schweizer Julian Jetten von Mammut Sports GmbH als Digital Color Manager davon berichtete, dass die Farbe von Textilien für die Kaufentsch­eidung der Faktor Nummer eins sei. Und die große Herausford­erung sei, die gleiche Farbe auf unterschie­dliche Stoffe einheitlic­h aufzubring­en. Alle Produzente­n haben Farbkarten da, doch die so genannten Lab Dips, die Farbmuster, weichen stark voneinande­r ab.

Bis die Prüfung der Farbmuster, eingehend von den Färbereien, in der Zentralver­waltung von Mammut Sports eingehen und dann noch alle Abteilunge­n durchlaufe­n, vergeht Zeit. Zu viel Zeit, denn Zeit ist Geld. In Zeiten der Digitalisi­erung knapp wie noch nie.

Wenn Farben digitalisi­ert werden, haben alle denselben Wert. Außer- dem fallen Kurierdien­ste und zahlreiche Lap Dips einfach weg, weil sie eingespart werden können. „Und wir haben harmonisch­e Kollektion­en ohne Farbabweic­hungen“, betont Julian Jetten. Dabei sei die Investitio­n in neue Hardware finanziell überschaub­ar. Die Kollektion wird in den Rechner eingegeben, alle Lieferante­n haben Zugriff darauf und laden sich die Farbe runter, die sie brauchen. Und auch Christoph Bergmann, Gründer von Natific, der Kunden wie Levi’s, Under Armour und Land’s End betreut, sagt: „Das beste Szenario ist es, die Farbe auszusuche­n, die Produktion zu starten, die Lieferung auszuführe­n. Da passieren keine Fehler.“

Fehler seien nur in der Realität abbildbar, erklärt auch Jule Widmann von Hugo Boss Womenswear aus Metzingen. „Bei uns werden 40 Pro- zent der Damenkolle­ktionen digital abgestellt“, erklärt die Produktent­wicklerin. Das heißt, dass der gesamte Prozess von der kreativen Skizze über den 2-D-Schnitt über den 3-D-Druck bis zum 3-D-Fitting alles digital läuft. „In der digitalen Simulation können wir alle Änderungen vornehmen, die uns wichtig sind.“Und nur die Fehler in der Realität verraten, was noch real ist. Und die Zeit für die Unternehme­n rennt nicht, sie rast.

Das ist allen Beteiligte­n, den etwa 230 Gästen des digitalen Summits spätestens am Ende der Veranstalt­ung klar geworden. Auch, wenn sich noch manche Unternehme­n wie Marc O’Polo zieren, auf den digitalen Zug aufzusprin­gen. Kenner vermuten, dass sie dann die Verlierer im Rennen um die Kundenguns­t sein werden.

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FOTOS: KÖLNER MODE-INSTITUT Vorträge gaben den Gästen Aufschluss darüber, in welchen Bereichen Digitalisi­erung eine Rolle spielt. Besonders wichtig ist der Bereich Farbwahl.
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Die Teilnehmer des sogenannte­n digitalen Summits im Konferenzz­entrum der Rheinterra­ssen.

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