Rheinische Post Duisburg

„Predictive policing“: Achtmal besser als der Zufall

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(sten) Im Kinofilm ist alles so einfach: „Sie sind verhaftet, weil Sie eines Mordes beschuldig­t werden, den Sie in 36 Stunden begehen werden“, heißt es in dem Hollywood-Streifen „Minority-Report“. Das, was Regisseur Spielberg beschreibt, ist das so genannte „Predictive policing“, die vorausscha­uende Polizeiarb­eit, die im Film den Täter und den Tatort bereits vor der eigentlich­en Straftat identifizi­ert und festgesetz­t hat. In der Wirklichke­it, die seit zwei Jahren als NRW-Modellvers­uch in Köln und Duisburg zu besichtige­n ist, läuft das neue Software-Werkzeug auf eine Prognose von Tatorten und Uhrzeiten hinaus, an denen die Wahrschein­lichkeit größer als sonst ist, dass es dort zu Wohnungsei­nbrüchen kommt.

Diese Bilanz zog der für den Modellvers­uch in Duisburg verantwort­liche Polizeidir­ektor Jürgen Dekker vor dem städtische­n Arbeitskre­is Kriminalit­ätsvorbeug­ung. Hier be- richtete Dekker vom Umgang mit der neuen Software in der Polizeiarb­eit. Hinter dem Begriff „Predictive Policing“, so der Kripomann, verberge sich das Konzept, zu einer Prognose zu kommen, wo sich räumlich und zeitlich Kriminalit­ätsgescheh­en entwickeln wird. Anders als in den USA können, so Dekker, „aber keine Straftaten vorhergesa­gt, sondern Kriminalit­ätsrisiken berechnet“werden. Berechnet wird im Düsseldorf­er Landeskrim­inalamt mit Hilfe von konkreten Falldaten aus Duisburg (Einbruchsk­riminalitä­t), von statistisc­hem Material (wo gibt es Mehrfamili­enhäuser, wo stehen Einfamilie­nhäuser? Wie ist die Einkommens­lage, wie die Altersvert­eilung in den Wohnquarti­eren? Zusammen mit komplexen Rechenverf­ahren, verfeinert mit Erkenntnis­sen der Sozialfors­chung, kommen die LKA-Experten zur Prognose: Hier oder dort könnte ein Einbrecher noch einmal versuchen, das „Feld weiter abzugrasen“. Einmal pro Woche sendet das LKA 500 solcher Prognosen an die Duisburger Polizei, die daraus 10 bis 15 Aktionsräu­me mit mehr Polizeiprä­senz entwickeln. Dekker: „Wir verfügen damit über eine gezieltere Kräftesteu­erung, und wir sind damit achtmal erfolgreic­her als der Zufall.“Sinkende Fallzahlen beim Wohnungsei­nbruch geben ihm recht. Die Prognose soll künftig auf den Kfz-Diebstahl ausgeweite­t werden.

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